Der Weg zur inneren Freiheit

von: Stefan Andromis Herbert
Datum: 30.12.2022

In unserer westlich geprägten Gesellschaft ist Freiheit mit das höchste Gut. Dazu gehört die freie Entfaltung der Persönlichkeit, Religionsfreiheit, Reisefreiheit, das Recht auf körperliche Unversehrtheit und anderes mehr. Der Begriff geht zurück auf die Zeit der Antike, in der zwischen freien Menschen und Sklaven unterschieden wurde. Heute wird darunter die Möglichkeit verstanden, ohne Zwang Entscheidungen über seine Lebensweise treffen zu können.

Neben der philosophischen und politischen Betrachtung ist Freiheit für mich auch ein Gefühl. Die vergangenen zwei Jahre zeigten mir, dass wir sie in unserem Leben scheinbar erst dann bewusst wahrnehmen, wenn sie eingeschränkt wird und sich das freie und angenehme Gefühl in ein eingeengt oder begrenzt sein wandelt.

Mit der Einführung der Gurtpflicht in den Kraftfahrzeugen ab den 1980er Jahren, gab es heftigen Widerstand, weil viele Autofahrer sich dadurch eingeengt fühlten. Heutzutage ist dies kein Thema mehr und so dürften sich die überwiegende Mehrheit auch anschnallen, ohne das Gefühl zu haben, in ihrer Freiheit begrenzt zu sein.

Religiöse Rituale oder immer wiederkehrende Handlungen können für die einen Menschen einengend wirken, für andere nicht. So könnte ein Atheist es als Unfreiheit empfinden, jeden Tag fünfmal in eine bestimmte Himmelsrichtung beten zu müssen, der Moslem empfindet es das gleiche Ritual möglicherweise als befreiend. Was wir also als Unfreiheit empfinden, ist deshalb für mich subjektiv und hat mit unserer inneren Haltung oder der Einstellung zu dem Thema zu tun.

Mit dem Beginn der Pandemie im März 2020 mussten wir in unserem Leben umfassende Einschränkungen der Freiheit hinnehmen wie Reise-, Kontakt- und Abstandsbeschränkungen. Erst in dieser Situation wurde vielen bewusst, wie viel Freiheit wir bis dahin genossen hatten. Diese Freiheiten waren auch für mich selbstverständlich gewesen, worauf mir erst ihr Fehlen, also die Unfreiheit, hierauf aufmerksam gemacht hat.

Diese Einschränkungen hatten bei vielen Menschen Wut auf die Politiker und Behörden ausgelöst, weshalb seit Beginn der Pandemie immer wieder für Freiheit demonstriert wird. Als spiritueller Mensch sehe ich die durch das Coronavirus ausgelöste Krise als ein Teil unserer Bewusstseinsentwicklung hin zu bedingungsloser Liebe und vollkommener Wertschätzung. Sie unterstützt uns darin, uns noch mehr mit unserer wahren Essenz oder unserem inneren Licht zu verbinden und in das göttliche Vertrauen zu finden, welches uns sicher durch diese Krisenzeit zu führen vermag.

Dies erreichen wir aus meiner Sicht nicht durch äußere Aktivitäten, wie Demonstrationen, sondern nur auf dem inneren Weg durch innere Heilarbeit und Bewusstwerdung. Dieser innere Weg ist mir immer sehr wichtig gewesen. Doch bin ich auch gleichzeitig ein politischer Mensch, weshalb es mir im Dezember 2021 wichtiger geworden war, die zu dieser Zeit in meiner Region beginnenden Montagsspaziergängen zu unterstützen.

Mein Anliegen war es, mit ihnen in der Bevölkerung auf die für mich glaubhafte Kritik an den Corona-Maßnahmen aufmerksam zu machen. Nach einiger Zeit wurde mir allerdings bewusst, dass ich mit der Teilnahme an Spaziergänge und Demonstrationen nur auf die bereits angesprochene Empfindung von Unfreiheit reagierte. Damit erkannte ich, dass der spirituelle Weg stattdessen die Beschäftigung mit der inneren Freiheit ist. Hier erlebte ich für mich einen inneren Widerspruch. Was ist nun wirklich richtig für mich? Sind es doch die äußeren Aktivitäten oder weiterhin der Weg nach innen?

Dieser Widerspruch war mir nicht neu, da ich mich vor vielen Jahren in einer deutschen spirituellen Partei aktiv für ein Neues Bewusstsein in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft eingesetzt hatte. Spirituelle Politik ist für mich eine ganzheitliche Politik, in der jeder Mensch vollkommen gewürdigt wird, in dem beispielsweise die Befriedigung unserer individuellen Bedürfnisse im Mittelpunkt des wirtschaftlichen Handelns steht sollten und nicht der Profit oder die Machtausübung.

Damals spürte ich auch schon ein großes Interesse an äußeren Aktivitäten, wie politische Aufklärungsarbeit und die Teilnahme an Wahlen. Andererseits wusste ich bereits, dass Spiritualität nur innerlich erfahren und gelebt werden kann. Diesen Weg nach innen war ich zum damaligen Zeitpunkt bereits seit vielen Jahren gegangen und ist mir auch in der heutigen Zeit wieder sehr wichtig.

Spiritualität bedeutet für mich, dass alle Menschen geistige Wesen sind, die über diese geistige oder göttliche Ebene miteinander verbunden sind. Es ist eine innere Einstellung und eine Ausrichtung auf eine Essenz, auf ein Licht oder eine Energie, die jeder Mensch in sich trägt. Gleichzeitig hat sie einen direkten Bezug zu unserem Leben. Spiritualität ist für mich nichts wert, wenn man sich mit ihr nur theoretisch beschäftigt und sie nicht in unser Leben integriert. Denn sie möchte gelebt werden, in unseren Beziehungen, in unserer Arbeitswelt, in der Freizeit.

Diese Vorstellung bedeutet allerdings, dass man ein spirituelles Bewusstsein nicht wirklich auf parteipolitische Weise verbreiten kann, sondern das es durch jeden Menschen selbst in sich entdeckt werden möchte. Deshalb hat jeder für sich selbst die Entscheidung zu treffen, ob die Spiritualität Teil seines Lebens werden soll. Mit dieser Erkenntnis hatte ich mich später aus der Politik zurückgezogen und legte meinen Fokus wieder auf den inneren Weg.

Auch von den Montagsspaziergängen habe ich mich nach kurzer Zeit wieder zurückgezogen und mich wieder dem gewidmet, wo ich meinen Platz sehe, der Energiearbeit, der Meditation und auch dem Verfassen von Botschaften und anderen Beiträgen für mehr Liebe und Bewusstheit. Dabei hatte ich nicht das Gefühl, in dieser Zeit etwas Falsches gemacht zu haben. Denn nur durch diese Spaziergänge, mit denen ich für äußere Freiheit demonstrieren wollte, wurde mir die Wichtigkeit der innere Freiheit bewusst. Hier zeigte sich mir wieder, dass alles in unserem Leben einen Sinn hat und wir immer zur richtigen Zeit das Richtige tun.

Freiheit aus spiritueller Sicht

Doch was ist Freiheit spirituell gesehen? Aus philosophischer Sicht bedeutet für mich Freiheit die Möglichkeit über meine individuelle Lebensweise zu entscheiden. Das setzt Selbstverantwortung voraus, denn sonst würde eine freie Entscheidung keinen Sinn machen. Aus meiner persönlichen Sicht leben wir als Mensch in dieser Welt, um unter anderen zu lernen, die Verantwortung für uns und für unser Leben vollkommen zu übernehmen. Auch dies können wir nur erlernen, wenn wir in unserem Handeln frei sind.

Bei jeder Entscheidung, die wir treffen, erfahren wir als Rückmeldung aus unserer Umwelt oder durch das Erleben von Krisen, ob wir bereits zu unserer Wahrheit stehen oder nicht. Konflikte und Lebenskrisen konfrontieren uns auf diese Weise mit uns selbst oder sind anders ausgedrückt, ein Spiegel dafür, wie wir mit uns selbst umgehen. Erkennen wir dies, sind wir in der Lage unsere bisherig getroffenen Entscheidungen neu zu bewerten und möglicherweise beim nächsten Mal eine andere Wahl zu treffen.

Astrologisch betrachtet, erleben wir diese Konfrontation durch das Prinzip Steinbock/Saturn. Der Saturn als Herrscher des Tierkreiszeichens Steinbock prüft uns, wie wahrhaftig wir zu uns selbst sind und wie sehr wir bereit sind Verantwortung für unser Handeln zu übernehmen. Er kann uns auch zeigen, wie wir unsere Spiritualität bereits im Alltag leben.

Aus dieser Sicht betrachte ist Saturn wie einen Torwächter. Wenn wir durch die Krisen und Konflikte unseres Leben bewusster geworden sind und seine Prüfungen bestehen, wird unser Leben in den betreffenden Bereichen wieder harmonischer. In solchen Momenten können wir innerlich reifen und zu erwachseneren und bewussteren Menschen werden. Wenn wir die Prüfung dagegen noch nicht bestehen, bleiben uns unsere Krisen und Konflikte weiterhin erhalten.

Als die Montagsspaziergänge im Dezember 2021 immer mehr zunahmen, standen die Planeten Saturn und Uranus in einem 90-Grad-Winkel zueinander. Dieses Verhältnis wird Quadrat genannt und von uns konfliktreich erlebt. Konkret ist dies der Konflikt zwischen Begrenzung (Saturn) und Freiheit (Uranus). In jenen Wochen spürte ich innerlich deutlich, wie diese Konstellation intensiver wurde. Die beiden beteiligten Kräfte schienen mir gleich stark, denn je mehr Begrenzungen es durch die politischen Maßnahmen gab, desto stärker wurde der Drang nach Freiheit.

Diese Konstellation wird durch die Stellung des Saturn im Zeichen des Wassermann noch verstärkt, der für Freiheit, Gleichheit und Gemeinschaftlichkeit steht und vom Uranus beherrscht wird. Der Saturn trat interessanterweise im März 2020 in das Zeichen des Wassermann und verweilt dort noch bis März 2023. Astrologisch betrachtet werden wir deshalb wohl noch ein weiteres Jahr darin geprüft, wie wir mit Freiheit und Gleichwertigkeit gesellschaftlich umgehen.
Doch wie frei sind wir wirklich in unserem Handeln? Diese Frage wird in esoterisch-spirituellen Kreisen immer wieder auch im Zusammenhang mit dem freien Willen gestellt. Da gibt es die Sichtweise, dass jeder Mensch absolut frei ist und sein Leben deshalb ganz nach seinem Willen zu gestalten vermag. Wer hieran glaubt, arbeitet dann mit Affirmationen, Manifestations-Übungen und Bestellungen an das Universum, um sich genau die Dinge ins Leben zu holen, die sie im Moment nicht besitzen, aber gerne haben wollen.

Ich hatte darin auch meine Erfahrungen gemacht und festgestellt, dass solche Versuche mir in der Zeit einer finanziellen Krise nicht halten, zu mehr Reichtum oder gar finanzieller Freiheit zu gelangen. Erst als ich die Lernaufgabe, die für mich damals anstand bewältigte, löste sich die Krise auf und meine finanzielle Situation entspannte sich. Vorher durfte ich lernen, diese Krise anzunehmen, mich für Unterstützung durch die geistige Welt oder durch mein höheres Selbst zu öffnen und darauf zu vertrauen, dass mir wirklich geholfen wird.

Seitdem bin ich der Ansicht, dass wir nicht alles in unser Leben ziehen können, was wir uns mit unserem menschlichen Willen, der dann zumeist ein Ausdruck unseres Egos ist, wünschen. Dies erreichen wir nur, wenn dieser Wunsch im Einklang mit dem höheren Willen steht, repräsentiert durch unser höheres Selbst oder durch den göttlichen Plan für unser Leben hier auf der Erde.

So kam ich zu der Erkenntnis, dass wir als Menschen nur die Möglichkeit haben, ob wir diesen höheren Willen in unserem Leben annehmen möchten oder nicht. Entscheiden wir uns dagegen, werden wir weiterhin Konflikte und Krisen erfahren. Entscheiden wir uns allerdings dafür, lösen sich diese auf und unser Leben wird glücklicher, erfüllter und harmonischer.

An dieser Stelle möchte ich betonen, dass es sich um meine persönliche Erfahrungen und Erkenntnisse handelt. Deshalb will ich nicht behaupten, dass dies für jeden Menschen gilt. Denn möglicherweise hast du, liebe Leserin, lieber Leser hier andere Erfahrungen gemacht und dann soll es für dich auch so sein.

Das Erfahren innerer Freiheit

Nach einem Jahr Pandemie kam ich Anfang 2021 in eine ziemlich heftige persönliche Krise. Ausschlaggebend dafür ist meine große Reisefreudigkeit, die mich in den Jahren zuvor durch die ganze Welt bis nach Australien geführt hatte. Doch plötzlich ging dies nicht mehr und am Anfang jenen Jahres erschien es mir, dass sich für mich auch so bald nichts ändern wird.

Wenn ich in einer Lebenssituation bin, die ich persönlich nicht ändern kann, versuche ich sie anzunehmen. Dadurch löse ich den Konflikt innerlich, was mir immer wieder sehr geholfen hat. Also tat ich dies auch hier und akzeptiere, dass ich ich in jenem Jahr keinen Urlaub wie bisher machen könnte.

Das ganze Jahr über war ich auch im Reinen mit mir. Die immer strenger werdenden Maßnahmen im Herbst 2021 habe ich für mich auch innerlich gut annehmen können. Je enger es äußerlich wurde, desto mehr fühlte ich eine innere Ruhe und Frieden. Dies vertiefte sich noch, als ich zum Jahresende erkannte, dass mein Weg in dieser Zeit nicht darin besteht, auf der Straße zu demonstrieren, sondern nach innen zu gehen und dort alles das zu erspüren, gegen das ich im außen protestierten wollte.

Dazu mache ich mir bewusst, was die äußeren Einschränkungen bei mir emotional auslösen. Dies kann eine Angst sein, eine Wut oder Frustration auf die Politiker oder die Behörden. Das Erleben der inneren Freiheit ist für mich deshalb nur dann möglich, wenn wir einen Weg finden, mit diesen Emotionen umgehen. Lassen wir sie raus, beschimpfen wir unsere Mitmenschen oder zeigen wir unsere Wut über die Maßnahmen durch die Teilnahme an Demonstrationen oder anderen Aktivitäten, in denen wir in Konfrontation mit unserer Umwelt gehen?

Steigern wir uns gar immer mehr in diese Emotionen hinein und sind irgendwann nicht mehr offen für die Ansichten und die Meinungen Andersdenkender? Dann tut ein Innehalten gut, eine Zeit des Rückzugs, in der wir uns anschauen, was da in uns emotional hochkocht. In dem wir uns diese Emotionen innerlich wertfrei wahrnehmen und als ein Teil unseres Lebens annehmen, vermögen wir einen anderen Umgang mit ihnen zu finden. Weder fressen wir sie in uns hinein, was in der Regel unserer Gesundheit nicht gut tut, noch agieren wir sie raus und belasten damit unsere Umwelt.

Stattdessen vermögen wir sie als einen wertvollen Teil unseres Lebens zu sehen und erkennen durch sie, wie sie uns auf unserem Bewusstwerdungsweg weiterbringen können. Dieser dritte Weg des Umgangs mit Emotionen, den ich auch als den Weg der Mitte bezeichne, ist für mich der innere Weg. Durch ihn erhalten wir erst wirklich die Wahl, wie wir mit den Emotionen umgehen möchten: wollen wir weiterhin wütend reagieren oder nicht?

Wenn wir wie bisher rein emotional gehandelt haben, tun wir dies aus eingefahrenen Verhaltensmustern heraus. Im Nachhinein tut uns ein solches Handeln oft sogar leid, doch in dem Moment haben wir nicht anders reagieren können, da unser Verhalten durch die Emotionen gesteuert wurden. Dadurch sind wir aber innerlich nicht wirklich frei und deshalb nicht in der Lage eine wirkliche Wahl zu treffen.

Wenn wir uns innerlich frei fühlen, ist es vollkommen gleich, was im Außen um uns herum geschieht. Wenn wir mal wieder das Bedürfnis haben ins Kino zu gehen, in unserem Lieblingsrestaurant zu essen oder eine Reise nach Südostasien zu machen, dies aber aufgrund von äußeren Gegebenheiten im Moment nicht möglich ist, können wir nach innen gehen, wahrnehmen, welche Emotionen uns dadurch bewusst werden und diese innerlich annehmen.

Die innere Freiheit erreichen wir aus meiner Sicht deshalb über die Art des Umgangs mit unseren unbefriedigten Bedürfnissen, Sehnsüchten oder Wünschen. In dem wir sie in uns wahrnehmen und gleichzeitig akzeptieren, dass sie sich im Moment nicht erfüllen lassen, werden wir innerlich frei, können in unserer Mitte bleiben und trotzdem ein erfülltes und glückliches Leben erfahren.

Wir nehmen dann ein inneres Glück und einen inneren Frieden wahr, die nicht abhängig sind von dem freiheitlichen Bedürfnis, welche wir als menschliches Wesen, gerade zumeist im Zusammenhang mit unserem Ego, wahrnehmen. Sie ergibt sich aus dem Erkennen, dass wir bereits alles in uns haben, dass die wahre Erfüllung nur in uns selbst durch das Erleben unseres wahren Selbst erfahrbar ist.

Dann finden wir in uns möglicherweise zu einer tiefe Stille und sind im vollkommenen Einklang und Frieden. Wir nehmen uns dann auch vollkommen frei von Erwartungen, Wünschen und Bedürfnissen wahr. Wir sind ganz im Sein oder in der Kraft des ICH BIN. Und ist das nicht ein Ziel all unseres Strebens?

In dieser Klarheit wissen wir, dass alles gut so ist, wie es ist, weil alles, was wir erleben für uns eine höhere Bedeutung besitzt. Das gilt sowohl als individueller Mensch, wie auch für die Menschheit als Ganzes. Mit dem Erfahren der inneren Freiheit bestehen wir in diesen bewegensten aller Zeiten die Prüfungen des Planeten Saturn, der uns dadurch ein weiteres Tor öffnet für unser Erwachen in das umfassendere Sein, auf unserem Weg zur Neuen Erde.