Cloud Atlas

Land: DE, USA 2012

Regie: Lana und Lilly Wachowski

Die Schauspieler in verschiedenen Rollen:
Tom Hanks,
Halle Berry,
Jim Broadbent,
Hugo Weaving,
Jim Sturgess,
Bae Doona

Inhalt

Cloud Atlas ist die Verfilmung des Romans Wolkenatlas von David Mitchells. Dort werden sechs für sich grundsätzlich abgeschlossene Geschichten erzählt, die über einen Zeitraum von einigen Jahrhunderten teils in der Vergangenheit, teils in der Zukunft spielen:


1. Im Jahre 1849 fährt der junge amerikanische Anwalt Adam Ewing in einem Segelschiff auf dem Pazifik und wird mit der Unmenschlichkeit der Sklaverei konfrontiert.
2. Im Jahre 1936 arbeitet der junge homosexuelle Komponist Robert Frobisher als musikalischer Gehilfe für den älteren Komponisten Vyvyan Arys und schreibt über seine Erlebnisse Briefe an seinen Liebhaber Rufus Sixsmith.
3. Im Jahre 1973 deckt die Journalistin Luisa Rey aus San Francisco eine Verschwörung um ein Kernkraftwerk auf. Dabei wird sie von demselben jetzt älteren Rufus Sixsmith hierauf aufmerksam gemacht.
4. Im Jahre 2012 landet der Verleger Timothy Cavendish aus Geldnot in einem tyrannisch geführten Seniorenheim seines Bruders. Nachdem er mit anderen Bewohnern von dort fliehen kann, schreibt er seine Memoiren.
5. In der Zukunft des Jahres 2144 arbeitet die geklonte Duplikantin Sonmi-451 in dem von Konzernen regierten koreanischen Neo-Seoul in einem Fast-Food Restaurant. Dort wird sie von dem Rebellen Hae-Joo Chang gerettet und wird sich dabei über ihr Schicksal bewusst.
6. Im 106. Winter nach dem Untergang begegnet der einfache Ziegenhirte Zachry einer Frau names Meronym, die zu der Sippe der Prescients gehört, welche noch weiterentwickelten Technologien nutzen. In dem er ihr hilft, Kontakt zu anderen Prescients außerhalb der Erde aufzunehmen, freunden sie sich miteinander an.

Die Geschichten werden parallel erzählt und sind auf vielfältige Weise miteinander verbunden. So schreibt Adam Ewing ein Tagebuch, welches Robert Frobisher in der Villa vom Vyvyan Arys entdeckt und ihn sehr bewegt. Er komponiert das Wolkenatlas-Sextett, welches Luisa Rey in einem Schallplattenladen kauft. Diese trifft Rufus Sixsmith im Jahre 1973 und findet die Briefe, die Frobisher damals an ihn geschrieben hatte. Das Seniorenheim, in dem Cavendish gefangengehalten wird, ist in der gleichen Villa, in der Vyvyan Arys zusammen mit Robert Frobisher komponierten.

Cavendish ließt im Zug ein Manuskript von Javier Gomez über das Leben von Luisa Ray. Er ist ein Nachbarsjunge, der Luisa bei der Suche nach der Wahrheit über den Mord an Sixsmith unterstützt hat. Sonmi-451 sieht einen Ausschnitt eines alten Spielfilms basierend auf den Memoiren von Cavendish. Ihre Erkenntnisse über das Leben werden in einer Offenbarung überliefert, die von Zachry und seinem Volk als göttliche Wahrheit gehalten und sie selbst als Göttin verehrt wird. Über alle Geschichten hinweg zeigen sich bei den Hauptpersonen Muttermale in Form eines Kometenschweif an unterschiedlichen Körperstellen, die bei den Betrachtern teils Erinnerungen auslösen.

Aber auch die Schauspieler selbst verbinden die Geschichten miteinander, indem sie in unterschiedlichen Rollen immer wieder neu aufeinandertreffen. So spielt Tom Hanks im Jahre 1849 einen Schiffsarzt, der Adam Ewing vergiften will, in 1973 den Kraftwerksmitarbeiter Isaac Sachs, im Jahre 2012 den Gewalttäter Dermot Hoggins, dessen Buch von Timothy Cavendish verlegt wird und Zachry im 106. Winter nach dem Untergang. Halle Berry spielt 1936 Jocasta Ayrs, die Ehefrau des Komponisten Vyvyan Arys, 1973 die Luisa Rey und Meronym im 106. Winter nach dem Untergang.

Als Ehefrau von Vyvyan kennt Jocasta das von ihrem Mann komponierte Wolkenatlas Sextett und erinnert sich als Luisa Rey im Jahre 1973 wieder daran, als sie es in einem Schallplattenladen kaufen will. Vyvyan Ayrs träumt 1936 von dem Restaurant in welchem Sonmi-451 im Jahr 2144 in Neo-Soul arbeiten wird. Isaak Sachs ist 1973 fasziniert von Luisa Ray und beide begegnen sich im 106. Winter nach dem Untergang als Zayhry und Meronym wieder.

Spirituelle Botschaft

Cloud Atlas ist für mich einer der außergewöhnlichsten Filme, die ich bisher gesehen habe. Die wesentliche spirituelle Botschaften besteht für mich darin, dass wir in unserem Leben immer mit den früheren und auch zukünftigen Generationen verbunden sind. Dies drückt Sonmi-451 mit diesen Worten aus: „Unsere Leben gehören nicht uns! Von der Wiege bis zur Bahre sind wir mit anderen verbunden, in Vergangenheit und Gegenwart und mit jedem Verbrechen und jedem Akt der Güte, erschaffen wir unsere Zukunft.“

In dem einige Schauspieler in allen Geschichten teils in Rollen mit ähnlichen Schicksalen auftreten oder sich wieder begegnen, erinnert dies an den Gedanken der Reinkarnation. Hierbei verkörpern wir uns im Laufe der Menschheitsgeschichte immer wieder neu, um uns auf diese Weise weiterzuentwickeln. Dabei treffen wir auch zumeist auf Partner, Freunde, Eltern oder Kinder aus früheren Inkarnationen, die uns bei unseren derzeitigen Lernschritten begleiten. Sonmi spricht davon, dass der Tod nach ihrer Vorstellung „nur eine Tür ist, wenn sie sich hinter uns schließt, wird sich eine andere öffnen.“

Ein weiteres Zitat entstammt aus einem Gespräch von Adam Ewing mit seinem Schwiegervater. Adam entscheidet aufgrund seiner Erlebnisse mit einem geflohenen Sklaven, sich für die Abschaffung der Sklaverei einzusetzen. Sein Schwiegervater ist weiterhin davon überzeugt, dass Sklaverei Gott gewollt ist und glaubt nicht, dass sich dies ändern wird. So sagt er: „Ganz gleich, was Du auch ausrichtest, es wird nie mehr sein als ein einzelner Tropfen in einem unendlichen Ozean!“ Daraufhin antwortet ihm sein Schwiegersohn: „Was ist ein Ozean, wenn nicht eine Vielzahl von Tropfen?“

Ein roter Faden, der sich durch die Geschichten zieht, ist die Befreiung aus Machtstrukturen und Unterdrückungen, wie die Überwindung der menschenunwürdigen Sklaverei im Jahre 1849. Im 1936 vermag sich Frobisher allerdings nicht aus den damaligen Strukturen der vornehmen britischen Gesellschaft zu lösen, welche Homosexualität noch sehr verurteilt. In einem Brief an Sixsmith äußert er: „Alle Grenzen sind Konventionen, die nur darauf warten überwunden zu werden. Man kann jede Konvention überwinden. Man muss diesen Schritt nur begreifen.“ Für mich ist das eine Frage des Bewusstseins und nur durch den Weg der Bewusstwerdung können wir uns aus solchen gesellschaftlichen Verstrickungen lösen.

Im Jahre 1973 geht es um die Macht der amerikanischen Ölindustrie, welche einen Nuklearunfall an einem Kernkraftwerk in San Francisco provoziert, um daran finanziell und durch mehr Einfluss zu profitieren. Im Jahre 2012 befreit sich Timothy Cavendish mit anderen Mitbewohnern aus dem Seniorenheim, in dem sie wie in einem Gefängnis gehalten werden. Im Jahr 2144 erhält Sonmi-451 die Gelegenheit, aus ihrer Versklavung auszubrechen. Sie erkennt, dass sie, obwohl künstlich geschaffen, trotzdem ein gleichwertiges menschliches Wesen ist und erlangt so nicht nur ihre äußere, sondern auch eine innere Freiheit.

Cavendish sagt dazu, was sowohl auf seine Situation, wie auch auf jene von Sonmi passt: „Die Freiheit ist das einfältige Mantra unserer Zivilisation. Aber nur die, denen sie genommen wurde, haben eine Ahnung, was sie bedeutet.“ Dies ist mir selbst auch erst bewusst geworden, als während der Corona-Pandemie die bis dahin wie selbstverständlich betrachtete Freiheiten, nicht mehr galten.

Der Film verdeutlicht für mich auch, dass wir heute gar nicht wissen können, wie sich unsere Handlungen auf die Zukunft auswirken. Da schreibt der junge Adam Ewing ein Tagebuch aus einem eigenen Bedürfnis heraus, welches für Frobisher eine große Bedeutung bekommt. Sonmi wird von Rebellen gerettet, die mit ihrer Hilfe das autokratische System im Jahr 2144 vernichten möchten. Dabei konnten sie nicht damit rechnen, dass ihre Erkenntnisse in der Zukunft wie göttliche Offenbarungen verehrt werden.

Im Jahre 2144 sind die künstlich gezeugten Duplikantinnen durchnummeriert. Die Nummer 451 bei Sonmi ist eine Anspielung des Buchautors auf Ray Bradbury’s Roman „Fahrenheit 451“. Er spielt in einer dystopischen Zukunft, in der Kunst und Literatur verboten sind und Bücher deshalb von der Feuerwehr verbrannt werden. Bradbury wählte die Zahl, weil bei ca. 451 Grad Fahrenheit (entspricht 232 Grad Celsius) Papier zu brennen beginnt, was für ihn somit ein Symbol für die dort beschriebene Unterdrückung ist.

Eine weitere Botschaft des Film liegt für mich darin, dass wir unsere Handlungen nicht bewerten sollten, ob sie nun gut und richtig oder böse und falsch sind. Wir handeln immer aus unserem besten Vermögen, geprägt durch unsere Erfahrungen. Danach sollten wir es der Zukunft oder der großen Schöpfung überlassen, was sie aus dem, was wir vollbringen, bewirkt. Isaac Sachs spricht im Jahre 1973 die Worte, als sein Flieger nach Seoul abhebt: „Diese Kräfte, die oft Zeit und Raum neu definieren, die das Bild formen und verändern können, dass wir von uns selbst machen, nehmen ihren Anfang lange vor unserer Geburt und überdauern unseren Tod.“

So scheint es uns zwar oft, als ob wir zu klein und unbedeutend wären und keinen Einfluss auf die Welt um uns herum haben. Doch sollten wir gleichzeitig erkennen, dass jeder Mensch, gleich welche Rolle er in dem großen kosmischen Geschehen spielt, auf seine Weise wertvoll und wichtig ist. In dem wir den Weg der Bewusstwerdung gehen und zu uns selbst finden, erkennen wir unsere Rolle oder unseren Platz hier auf der Erde und geben unserem Dasein einen Sinn und eine Bedeutung. .

„Die Wahrheit ist einzig, ihre Versionen sind nur Unwahrheiten.“

Zitat von Sonmi-451

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