Echokammern des eigenen Denkens
Von: Stefan Andromis Herbert – Datum: 11.10.2020
Der Begriff Echokammer stammt ursprünglich aus der Tontechnik und wurde einst bei analogen Musikaufnahmen verwendet. Seit einiger Zeit wird er auch in der Psychologie für Menschen benutzt, die verstärkt nur mit jenen kommunizieren, die genauso denken, wie sie. Dadurch erhalten sie die eigene Meinung als Echo wieder zurück und fühlen sich bestätigt.
Dieses Phänomen gibt es nicht nur bei sozialen Netzwerken. Aus meiner Sicht lebt ein Mensch in einer solchen Echokammer, wenn er nicht bereit ist, über den Tellerrand des eigenen Denkens hinauszugehen und sich andere Meinungen offen anzuhören. Dies fällt meiner Ansicht nach dann schwer, wenn ein größeres Bedürfnis da ist, Recht haben zu wollen oder sich in seinen Ansichten Bestätigung holen zu müssen.
Das Denken in Echokammern ist auch nicht neu. Es ist für mich zwar im Zusammenhang mit dem Coronavirus bisher am deutlichsten sichtbar geworden, doch gab es dies bereits bei der Flüchtlingswelle vor fünf Jahren und auch bei den Diskussionen um den Klimawandel. Es bewirkt eine stärkere Polarisierung in „dafür oder dagegen“, was immer mehr Trennungen und Risse in der Gesellschaft zur Folge hat.
Doch wenn wir in unserer Welt wirklich etwas zum Besseren verändern wollen, sollten wir einander mehr zuhören. Ansonsten verhalten wir uns nicht besser, als jene, die wir kritisieren.