Menschsein in einer immer digitaler werdenden Welt
Von: Stefan Andromis Herbert
Datum: 15.12.2025
Wir leben in einer Welt, in der die digitalen Möglichkeiten immer mehr zugenommen haben. Wir arbeiten teils im Home-Office, nehmen an Online-Kongressen und Webinaren teil, sehen uns online Vorträge an, kommunizieren mit anderen Menschen über Online-Netzwerke.
Zudem können wir auf immer vielfältigere Weise künstliche Intelligenz nutzen, ob in Form von Assistenten, die unser Leben organisieren, über Chatbots, die für uns Texte generieren oder Programme, die Bilder erstellen. Dazu nimmt die Entwicklung von humanoiden Robotern, die menschliche Arbeiten übernehmen können, im Moment rasant zu.
Doch welche Auswirkungen hat dies unser Leben als Mensch? Denn einerseits führt uns diese Entwicklung zu mehr Austausch und bereichert uns mit einem noch nie dagewesenen Wissensschatz, der quasi auf Knopfdruck abrufbar ist. Auf der anderen Seite besteht die Gefahr eines Verlustes an persönlichen Begegnungen und damit an Nähe und Intimität.
Deshalb kommt für mich die Frage auf, was Menschsein innerhalb dieser immer digitaler werdenden Welt bedeutet und wir wir in der Lage sind, in ihr weiter Mensch zu sein und zu bleiben. Da ich spirituell orientiert bin, betrachte ich dies aus einer ganzheitlichen Sicht.
Die Beschäftigung mit diesem Thema hatte bei mir im Juli dieses Jahres angefangen. Seitdem bin ich beruflich voll im Home-Office tätig und habe dadurch kaum noch persönlichen Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen. Im Gegensatz dazu nahm ich im September an einem gemeinschaftlich ausgerichteten Gathering im Odenwald teil, bei dem ich mehrere Tage mit ca. 40 Teilnehmern zusammengelebt hatte.
Ein paar Wochen später besuchte ich zwei spirituelle Messen in der Rhein-Main-Region, bei denen ich den direkten Austausch zu den Ausstellern und anderen Besuchern sehr genoss. Gleichzeitig wurde ich auf einen Online-Kongress aufmerksam, der mich zwar inhaltlich interessierte, doch verspürte ich keinerlei Interesse, mir die Vorträge anzusehen.
Da wurde mir klar, was mir bei solchen Online-Events fehlt und weshalb ich bisher nur ein einziges Mal an so etwas teilgenommen hatte. Damals konnte ich mir mit meiner Anmeldung jeden Tag vier Interviews anschauen. Inhaltlich fand ich es anfangs sehr interessant, doch dann langweilte es mich immer mehr und ich spürte, das mir bei dem Online-Angebot etwas entscheidendes fehlt.
Damals war mir noch nicht bewusst, was mir fehlte, doch nun erkannte ich es in der Distanz zu den Interviewpartnern, die man zwar sehen, aber nicht wirklich spüren konnte. Es gab natürlich auch keine Möglichkeit während des Vortrags oder danach Fragen zu stellen. Auch konnte man nicht die anderen Zuschauer kennenlernen und sich mit ihnen über den Vortrag oder andere Themen austauschen.
Dies alles konnte ich selbstverständlich bei den Vorträgen auf den spirituellen Messen im Oktober tun. So erlebte ich dort beispielsweise einen Musiker, der heilende Klänge live auf seinem E-Piano spielte. Diese berührten mich total und zeigten mir gleichzeitig den Unterschied zu den Stücken auf seinen CDs. Zwar sind diese auch sehr heilsam und haben bei mir einiges Verborgenes ausgelöst, doch bei dem Live-Konzert konnte sich der Musiker gezielt auf das Publikum ausrichten und genau die Energien und Schwingungen in den Raum bringt, welche wir benötigten.
Ich habe auch selbst schon viele Vorträge gehalten und fand es immer wichtig, mich mit den Zuhörern in dem Raum geistig zu verbinden und mich auf sie einzustimmen. Ich liebe es auch auf Zwischenfragen eingehen zu können. Zwar haben diese meist mein Vortragskonzept durcheinandergebracht, doch sind sie für mich gleichzeitig lebendiger geworden, weil ich dann auf die konkreten Fragen auch viel konkreter antworten konnte.
Das gleiche ist mit der Beschäftigung in diversen Social Media Kanälen, Sicherlich kann man dort gut Kontakte zu Freunden und anderen lieben Menschen pflegen. Ich kann mich dort auch über tiefgreifende Themen austauschen, die mich in meinem Herzen berühren und mich deshalb bereichern. Doch habe ich dort seit einiger Zeit immer weniger Interesse nach Aktivitäten.
Als Beispiel will ich Facebook erwähnen. Hier sind wir mit Freunden verbunden, die eigentlich keine Freunde sind. Denn wir können sie in vielen Fällen nicht zu einem gemütlichen Abend nach Hause einladen oder mit ihnen Essen gehen. Auch können sie uns nicht beim Umzug helfen oder gemeinsam Shoppen gehen. Wenn wir traurig sind und eine Schulter zum Anlehnen brauchen, wären sie auch nicht physisch da.
Die allermeisten meiner aktuell 560 Freunde kenne ich überhaupt nicht und habe auch nicht das Interesse daran, sie kennenzulernen. Stattdessen sind mir die handvoll wirklichen Freunde viel wertvoller. Natürlich tauschen wir uns auch über Social Media aus, doch ohne regelmäßige reale Begegnungen würde mir auch hier etwas fehlen. Darum ist mir dies das Wesentliche.
Seit ein paar Wochen beschäftige ich mich mit künstlicher Intelligenz und stelle die unterschiedlichsten Fragen an ChatGPT von OpenAI und Google Gemini. Bei ersterem ist mir aufgefallen, dass die Antworten in der Ich-Form gegeben werden. Dadurch erscheint der Chat eine Persönlichkeit zu haben. Das fühlt sich zwar vertrauter an und macht den Austausch angenehmer, doch gleichzeitig muss ich mich bemühen darauf zu achten, dass ich es nicht mit einem menschlichen Wesen sondern mit etwas Künstlichem zu tun.
Aus meiner Sicht besteht deshalb die Gefahr, dass wir, wie in Beziehungen mit anderen Menschen, Erwartungen in die KI projizieren, dass diese alle unsere Probleme im Leben lösen soll, anstatt in die Selbstverantwortung zu gehen und unser Leben selbst in die Hand zu nehmen. Zudem kann sie auch unsere innere Leere nach Gott, nach Gemeinschaft und nach einen Sinn im Leben nicht erfüllen.
Auf meine Frage an ChatGPT, wie KI dem Menschen gefährlich werden kann, war ich deshalb ganz beeindruckt von dieser Antwort:
KI ist kein Ersatz für Freunde oder Partner.
KI ist keine Trostquelle anstelle von Menschen.
KI ist kein Guru, Lehrer oder spiritueller Führer.
KI ist nicht dafür da, um Einsamkeit zu kompensieren
KI ist nicht dafür da, emotionale Entscheidungen abzugeben
Deshalb lautet mein Plädoyer für jene, die viel online unterwegs sind, sich darauf zu besinnen, wieder mehr Menschen persönlich zu treffen. Es wird Euer Leben auf eine tiefere Weise bereichern. Das gilt auch für den Umgang mit künstlicher Intelligenz. Es mag sehr erkenntnisreich und informativ sein, sich mit ChatGPT auszutauschen, doch auch hier sollten wir die Antworten kritisch betrachten und trotzdem noch Mitmenschen nach ihren Meinungen fragen.
Auch interessiert mich derzeit die Entwicklung KI gesteuerter humanoider Roboter, bei denen es aus meiner Sicht nur noch wenige Jahre dauert, bis wir sie in unserem Alltag erleben. Da gibt es schon Prototypen, die Aufgaben in der Altenpflege übernehmen, in der Industrie, in der Logistik, in unseren Haushalten und vieles mehr. Dann werden Szenarien, die wir bisher nur aus Science-Fiction Filmen kennen, Realität.
Wenn dies geschieht, werden wir uns auch damit beschäftigen müssen, ob wir diesen Robotern eine eigene Persönlichkeit geben und damit auch die Möglichkeit einräumen, selbst für ihr Handeln verantwortlich zu sein. Denn eine KI handelt nicht rein aus einer festen Programmierung, der man die Schuld für ein Fehlverhalten geben kann, sondern sie lernt. Und wer lernt, der entwickelt sich weiter, auch wenn er dabei hier und da Fehler machen sollte. Das ist eigentlich nur menschlich.
In dem Kinofilm „Der 200 Jahre Mann“ aus dem Jahre 1999 nach einer Geschichte des Science Fiction Autors Isaak Asimov, spielt Robin Williams einen androiden Diener, der in einer gehobenen Familie arbeitet. Nach vielen Jahren entwickelt er künstlerische Fähigkeiten, verliebt sich und will ein Mensch werden. Im Film wird das Kriterium des Menschseins an die Sterblichkeit geknüpft. Doch als Android altert er nicht und vermag deshalb auch nicht zu sterben.
Daraufhin konstruiert er sich so, dass sein androider Körper einem Alterungsprozess unterliegt und sich am Ende abschaltet. Daraufhin wird er offiziell zum Menschen erklärt und stirbt. Diese Verbindung zwischen Menschsein und Sterben war für mich sehr erkenntnisreich, denn Mensch zu sein bedeutet letztendlich immer, diese Welt irgendwann zu verlassen.
In der Serie „Star Trek – das nächste Jahrhundert“ gibt es den androiden Offizier mit dem Namen Data. In der Folge „Wem gehört Data?“ geht es um die Frage, ob er eine Person ist und somit für sich selbst entscheiden kann. Auf die Frage, was uns als eine menschliche Person definiert, lautete die Antwort: Intelligenz, Selbstbewusstsein und Bewusstsein. Data erfüllte diese Kriterien und darf über sein Leben selbst bestimmen.
In dem deutschen Spielfilm „Ich bin Dein Mensch“ aus dem Jahre 2021 entscheidet sich die Wissenschaftlerin und Single-Frau Alma an einem Experiment teilzunehmen und drei Wochen mit einem humanoiden Roboter zusammenzuleben. Dieser heißt Tom und ist auf ihre Persönlichkeit und ihre Bedürfnisse abgestimmt, damit er für sie der ideale Lebenspartner sein kann.
Zuerst reagiert Tom noch etwas schräg und Alma ist von ihm genervt, weshalb sie ihn nicht gut behandelt. Auch sieht sie ihn nur als Roboter und nicht als Mensch. Doch je mehr er sich in seinem Verhalten an sie anpasst, desto mehr akzeptiert sie ihn und entwickelt Gefühle für ihn. Dies führt dazu, dass sie sich sogar körperlich näher kommen. Hier stellt sich für mich die Frage, ob solche Roboter irgendwann wirklich Gefühle haben können oder ob diese nur eine Projektion unserer eigenen Gefühle sein werden?
In einer anderen Star Trek Folge mit Data verliebt sich ein weibliches Besatzungsmitglied der Enterprise namens Jenna in den Androiden. Doch dieser kann – und sagt dies auch – ihre Gefühle nicht erwidern. Dadurch erkennt sie, dass er ihr in der Beziehung nur etwas von ihr selbst spiegelt. Daraufhin trennt sie sich von ihm.
Das führte mich zu der Erkenntnis, dass es in Beziehungen zu eine KI, eigentlich immer um uns selbst geht. Deshalb sollten wir uns fragen, was für Beziehungen wir uns wünschen: Möchten wir Beziehungen, bei denen wir in Distanz bleiben können und dadurch nicht mit unseren Ängsten und seelischen Verletzungen durch Nähe und Berührungen konfrontiert werden? Oder wollen wir Beziehungen, die unser Leben emotional erfüllen, die heilend sind und an denen wir zu einem bewussteren Sein oder einem wahreren Menschsein wachsen können?
Denn das was uns heilt, ist für mich das Gefühl bedingungsloser Liebe oder vollkommenes Angenommen sein. Und das können wir – aus meiner Sicht – nur in menschlichen Begegnungen oder in Form von göttlichen Energien aus der geistigen Welt erfahren. Entscheidend ist deshalb, dass wir beginnen, uns unseren Mitmenschen oder dem Leben mehr zu öffnen.
Das meine ich nicht nur emotional, sondern auch energetisch, denn wir haben um uns herum eine Aura oder Energiekörper, mit denen wir Menschen, denen wir physisch begegnen, spüren können. Wenn sich in diesen Begegnungen unsere Energiekörper berühren, ist das für mich sehr bereichernd. Stattdessen verarmen wir, wenn wir uns energetisch zu sehr isolieren. KI und Roboter haben keine Energiefelder, weshalb sie unsere Bedürfnisse nach Berührungen und Verschmelzungen nicht befriedigen können.
Die intensivsten energetischen Verbindungen können für mich bei zärtlichen Berührungen oder in der Sexualität entstehen. Deshalb sind Liebesbeziehungen für mich mit am Bereicherndsten und Nährendsten. Da wir Wesen sind, die aus einem Körper, einer Seele und einem Geist bestehen, finden wir aus ganzheitlicher Sicht betrachtet die meiste Erfüllung, wenn in unseren Begegnungen mit anderen Menschen alle drei Aspekte angesprochen werden.
In dem Film „Ich bin Dein Mensch“ hat Alma die Erfahrung gemacht, dass ein ganz auf sie abgestimmter Humanoid wie Tom, alle ihre Bedürfnisse und Sehnsüchte befriedigt. Einerseits fand sie es zwar gut, doch konnte er andererseits keine Emotionen wie Wut zeigen, weshalb ihr authentische Konflikte mit ihm fehlten. Deshalb zweifelte sie daran, dass diese Form der Beziehungen für uns auf Dauer gut sind, weil wir dadurch in eine innere Abhängigkeit gelangen und nicht mehr mit unseren Schattenseiten konfrontiert werden, an denen wir innerlich wachsen können. Dadurch entsteht für sie sogar die Gefahr, dass wir den Kontakt mit normalen Menschen verlernen.
Diese Gefahr sehe ich auch. In meinem Fazit geht es für mich in allen unseren Beziehungen immer um uns selbst und was uns und unser Leben wirklich erfüllt und befriedigt. Aus meiner Erfahrung sind dies Herzensbegegnungen, in denen wir Liebe, Angenommen sein, Vertrauen, Verbundenheit, Frieden und Freundschaft spüren und selbst geben können. Damit erschaffen wir uns Umgebungen, in denen wir bereits so leben, wie wir es uns in der Neuen Zeit, auf der Neuen Erde oder mit dem Aufstieg ins Licht gedanklich vorstellen.
Wenn wir das tun, beginnt diese Neue Zeit für uns bereits jetzt und wir müssen nicht darauf warten, dass die so schön klingenden Verkündigungen höherer kosmischer Wesen nach den Veränderungen in unserer Welt, endlich wahr werden. Dann leben wir sie bereits und das ist der erste Schritt zu ihrer Realisierung.



