Dune – der Wüstenplanet

Von: Stefan Andromis Herbert
Datum: 04.03.2025

Die Saga um Dune, den Wüstenplaneten, wurde Anfang der 1960er Jahre von dem US-Science Fiction Autor Frank Herbert geschrieben. Neben dem ersten Band mit dem deutschen Namen „Der Wüstenplanet“ entstanden bis in die 1980er Jahre mehrere Nachfolge-Bände. In dieser Zeit wurde die Saga zu einem der beliebtesten Werke dieses Genre.

Zum ersten Band gibt es zwei Verfilmungen aus den Jahre 1984 von David Lynch und aus den Jahren 2021 (Dune) und 2024 (Dune Part Two) von Denis Villeneuve. In diesem Beitrag beziehe ich mich inhaltlich mehr auf das Buch und gebe gleichzeitig auch Hintergrundinformationen über die recht komplexe Handlung.

Die Handlung

Die Geschichte spielt viele Jahrtausende in der Zukunft, in der die Menschheit über viele Planetensysteme verteilt ist. Einst gab es sogenannte Denkmaschinen, die mit heuten Computern und KI-Systemen verglichen werden können und unter anderem für den intergalaktischen Flugverkehr notwendig waren. Diese Maschinen verselbständigen sich eines Tages und begannen die Menschheit anzugreifen. Es kam zu einem jahrzehntelangen Krieg genannt Butlers Djihad, den die Menschheit nur mit großer Kraftanstrengung gewann.

Infolgedessen traf man die Entscheidung, Denkmaschinen auf das Strengste zu verbieten. Wer sich nicht daran hielt, dem drohte die Todesstrafe. Das Verbot bewirkte allerdings, das die Navigatoren der Raumschiffe ihren Kurs im interstellaren Raum nicht mehr berechnen konnten. Deshalb brach der Verkehr zwischen den Welten zusammen und die auf vielen Planetensystemen verbreiteten Völker waren voneinander isoliert.

Glücklicherweise wurde auf dem wüstenhaften Planeten Arrakis ein bewusstseinserweiterndes Gewürz (englisch „Spice“) entdeckt, mit der die Raumfahrer durch eine Vision der Zukunft den Kurs zwischen den Planetensystemen wieder bestimmen konnten. Nachteilig war, dass das Gewürz abhängig machte und nur auf diesen einen Planeten als Bestandteil der Ausscheidungen von den nur dort vorkommenden Sandwürmern zu finden war. Auch ließ es sich in einem Labor nicht künstlich herstellen.

Damit war die intergalaktische Menschheit abhängig von dieser Droge und wirtschaftlich gesehen auch von dem Planeten. Um das Gewürz abzubauen, wurde eine Handelsgesellschaft gegründet und es entstand eine Raumfahrergilde, die es zum Steuern der Raumschiffe benutzte. Diese wurden von einem intergalaktischen Imperator kontrollierte, der von dem Laandsrad bestehend aus Vertretern der verschiedenen planetaren Herrschaftshäuser, überwacht wurde.

Etwa zeitgleich gründete sich eine im Verborgenen agierende Schwesternschaft der Bene Gesserit, die ihre Aufgabe darin sah, das Herrschaftssystem durch ein geheimes Zuchtprogramm zu sichern und damit für die kommenden Jahrtausende für Ordnung und Frieden zu sorgen. Um dies zu erreichen, versuchte sie durch gesteuerte Zeugungen von Nachwuchs zwischen den Herrscherhäusern einen genetisch aufgewerteten Imperator zu erschaffen.

Auf diese Weise wurde auch Paul Atreides als Sohn des Herzogs Leto Atreides und seiner Konkurbine Jessica, eine Bene Gesserit Schwester, geboren. Er erfuhr durch seinen Vater eine herrschaftliche Ausbildung wie in Kriegskunst und seitens seiner Mutter in Bewusstseinstechniken der Schwesternschaft.

Als sein Vater vom Imperator den Auftrag zur Verwaltung des Planeten Arrakis bekam, für die bis dahin das befeindete Haus der Harkonnen zuständig war, zog die Familie von dem wasserreichen Planeten Caladan auf den sehr lebensfeindlichen Wüstenplaneten. Nach kurzer Zeit versuchten die Harkonnen Arrakis wieder zurückzuerobern und ermorden den Herzog. Paul konnte zu dem einheimischen Volk der Fremen fliehen, wo er ihre einzigartige Kultur kennenlernte.

Da die Fremen in ihm aufgrund seiner besonderen Ausbildung durch die Bene Gesserit, einen seit langem erwarteten Messias und Propheten sahen, stieg er schnell zu einem Führer des Volkes auf. Die Abhängigkeit des Universums vom Spice ausnutzend, vermochte er einige Jahre später die Truppen des Imperators zu besiegen, ihn zu stürzen und sich selbst auf den Thron zu setzen.

Spirituelle Bedeutung

Zuerst möchte ich anmerken, dass mich die Saga wegen seiner Kombination aus Science Fiction und Fantasy sehr fasziniert. Die Gesellschaft ist trotz Raumfahrt-Technologien und Schutzschilde zurückgefallen auf ein mittelalterliches Niveau. Ein Herzog, Baron oder Imperator gibt seinen Titel an seine ältesten Kinder oder nächste Verwandte weiter. Dadurch und aufgrund der Heiratspolitik zwischen den Herrschaftshäusern, handelt in dieser Welt ein noch starkes mittelalterliches und patriarchales Denken.

Dabei wird deutlich, dass Technologien eine Welt nicht alleinig zu einem besseren Ort mit einer stabilen und friedfertigen Gesellschaft machen, wenn der Mensch sich weiterhin egoistisch und machtgierig verhält. Frank Herbert schrieb die Geschichte zwar zu einer Zeit, die noch sehr technikgläubig war, doch ist sie damit heute aktueller denn je. Die von ihm beschriebenen Denkmaschinen sind heute die künstliche Intelligenz und viele Menschen fürchten, dass sie uns zukünftig genauso beherrschen könnten, wie die Maschinen zur Zeit des Butlers Djihad.

Dann ist da eine Schwesternschaft der Bene Gesserit, deren Mitglieder Bewusstseinstechniken erlernen, mit denen sie unter anderem Körperfunktionen durch ihren Geist beherrschen können. Das geht so weit, dass eine Schwester, die zur Ehrwürdigen Mutter werden soll, eine giftige Flüssigkeit trinken muss.

Dabei überlebt sie dieses Ritual nur, wenn sie es schafft das Gift in ihrem Körper geistig auf molekularer Ebene umzuwandeln. Dies führt zu einer geistigen Transformation, mit der sie zudem den Zugang zu dem vollständigen Wissen ihrer Mutter, Großmutter und aller anderen Frauen ihrer Ahnenreihe erhält.

Als nächstes möchte ich den Planeten Arrakis ansprechen, dessen Oberfläche aus sehr trockenen Wüsten oder Felslandschaften besteht. Hier überleben die Menschen nur, wenn sie sich an diese extremen Bedingungen anpassen können und so wenig wie möglich Wasser verbrauchen. Die Fremen haben eine Vision von einer Zukunft, in der die Wüsten fruchtbar gemacht werden, um ihnen das Leben zu verbessern.

Doch hat diese Umformung des Planeten einen Nachteil. Ohne Wüsten gibt es keine Sandwürmer, ohne Sandwürmer kein Gewürz und ohne Gewürz keine intergalaktische Macht und Einfluss mehr. So wird die Ökologie des Wüstenplaneten als etwas sehr Sensibles betrachtet, was nicht oder nur sehr vorsichtig verändert werden darf. Deshalb ist dieses Thema in unserer Zeit auch sehr aktuell, in der das Ökosystem unseres Planeten immer mehr zerstört wird.

Zuletzt komme ich zu der Hauptperson, dem am Beginn der Geschichte 15-jährigen Jungen Paul Atreides. Im Laufe der Geschichte entwickelt er sich hin zu Paul Muad’dib, einem politischen und religiösen Führer der Fremen. Er hat seit seiner Kindheit dunkle Visionen über seine Zukunft, in welcher sich ein großes Heer an Kriegern unter dem Banner seines Vaters über das ganze Universum verbreitet und in einem grausamen Krieg Tod und Leid verursacht.

Dies belastet ihn psychisch sehr, weil er glaubt, diesen Krieg verhindern zu müssen. Andererseits leidet er auch darunter, dass er manchmal nicht zu unterscheiden vermag, ob das, was er unter dem Einfluss der Droge sieht, bereits erlebt hat, also Vergangenheit ist, oder ob es noch in der Zukunft passieren wird.

Paul versucht bei allem, was er auf Arrakis tut, das Eintreten seiner Vorhersehungen zu verhindern. Deshalb entscheidet er sich meist für die Erlangung von noch mehr Macht, um dadurch die Zukunft selbst beeinflussen zu können. Für mich stellt sich allerdings heraus, dass er diesen Krieg gerade durch seine Entscheidungen auslöst.

Das berührt für mich die sehr essenziele Frage, ob wir Menschen wirklich frei sind und damit in der Lage sind, ein Schicksal zu verändern. Für mich sind wir es oftmals nicht und gleich, wie wir uns verhalten, es geschieht manchmal das, was für unser Leben bestimmt ist. Und so war es Paul aus meiner Sicht bestimmt, diesen Djihad auszulösen.

Es gab viele Momente in seinem Leben, wo er sich anders hätte entscheiden können. Am Anfang wollte er bei den Fremen nur Schutz für sich und seine Mutter finden. Aus diesem Grunde entschied er sich, die Führerschaft über die Fremen zu erlangen. Am Ende des Buches nutzte er die Chance den Imperator zu besiegen, dem er auch die Schuld an dem Tod seines Vaters gibt. Als er dann dessen älteste Tochter heiratet und sich selbst zum Imperator ernennt, erlangt er damit zwar die größte mögliche Macht, tut aber gleichzeitig den ersten Schritt zu seinem Untergang.

Natürlich konnte er als Imperator am besten für seine Fremen sorgen, doch hat er nie darüber nachgedacht, ob es andere Wege gegeben hätte. Jeder seiner Entscheidungen waren für ihn im Grunde alternativlos und geschahen wie unter Zwang. Einerseits wirkte er sehr selbstbewusst und machte einen gewaltigen Entwicklungsschritt von dem unerfahrenen Sohn eines Herzogs über den Führer der Fremen hin zum Imperator. Doch andererseits schien er in seinem eigenen Machtstreben gefangen zu sein.

Damit ist er für mich eine eher tragische Figur, die der Macht vielleicht mehr verfallen war, als er es sich selbst zugeben mochte. Aber vielleicht ist das die größte Weisheit in dieser Geschichte, die uns sagt, dass ein Held nicht für immer ein Held bleibt, sondern von seinem hohen Thron herunterfallen kann und dann zum Antihelden wird.

Paul Muad’dib wurde von den Fremen religiös verehrt, weshalb sie für ihn bedingungslos in einen 12 Jahre dauernden Heiligen Krieg gingen, der im zweiten Band thematisiert wird. Dadurch war er auch nicht in der Lage, den durch die Schwesternschaft ersehnten Frieden zu bringen. Doch wahrscheinlich lag dies weniger an ihm, sondern mehr an den Jahrtausende alten herrschaftlichen Strukturen mit Verrat, Machtmissbrauch und Manipulationen, die er nicht ändern konnte und deshalb letztendlich Opfer dieses Systems wurde.

Für mich zeigt sich auch, dass alle spirituellen oder mystischen Fähigkeiten nur vordergründig erstrebenswert sind und uns nicht wirklich nützen, wenn sie nicht bewusst gelebt werden. Die Bene Gesserit erschienen anfangs noch in einem hellen Licht, doch als Paul das geheime Zuchtprogramm öffentlich machte, schwächte dies ihr Ansehen.

Ich denke die Saga erzählt auf diese Weise, dass sich geistige Fähigkeiten in einem inneren Prozess zeitgleich mit spirituellem Wachstum entwickeln sollten. Bei Paul Muad’dib ist dies nicht geschehen. Darum hat er, so erfolgreich er in seinem jungen Leben auch auf der weltlichen Ebene wurde, letztendlich Sicht trotzdem versagt.

Das könnte dich auch interessieren …