Geld und Bewusstsein

Die Ursachen für unsere Probleme im Umgang mit Geld und wie wir sie zu lösen vermögen

von Stefan Andromis Herbert

Viele Menschen haben in diesen Zeiten Schwierigkeiten im Umgang mit Geld. Ich habe mich in den letzten Jahren mit dem Thema immer wieder beschäftigt und möchte meine Vorstellungen dazu in diesem Beitrag zusammenfassend darstellen. Aus meiner Sicht zeigen sich in unseren Geldproblemen die wesentlichen Aspektes unseres durch die Gesellschaft geprägten Denkens und erst wenn wir dieses wandeln in das neue ganzheitlichere Bewusstsein der Neuen Zeit, finden wir zu dem wahrhaftig erfüllten und ausgeglichenen Umgang mit Geld oder mit Wertigkeiten an sich.

Geld steht für mich gleichbedeutend mit Energie und somit auch gleichbedeutend mit Liebe im Sinne von Anerkennung und Aufmerksamkeit. Wenn wir uns unser Verhältnis zum Geld genau ansehen, können wir hieran erkennen, wie wir mit Liebe umgehen. Wenn wir z. B. Probleme haben einem geliebten Menschen unsere Gefühle zu offenbaren, schenken wir ihm möglicherweise (unbewusst) als Ersatz stattdessen Geld oder andere materielle Werte. Wenn es uns dagegen schwer fällt, Geldgeschenke anzunehmen, liegt die wahre Ursache in unserem Problem, Liebe anzunehmen.

Diese Zusammenhänge möchte ich Euch in meinem Text näher darstellen. Bitte betrachtet meine Gedanken hierzu als meine persönlichen Ansichten, entstanden aus meinen bisherigen Erfahrungen. Ich freue mich sehr, wenn sie Euch helfen mögen, dieses komplexe Thema besser zu verstehen.

Das Bewusstsein des Getrenntseins

Die Ursachen für unsere Probleme im Umgang mit Geld sind für mich begründet in unserem Bewusstsein oder unserem Denken über uns selbst und unserer Umwelt. Das besondere hieran ist aus spiritueller oder religiöser Sicht betrachtet unser Gefühl des Getrenntseins von der “Quelle”, welche uns ewig mit Liebe oder Lebensenergie versorgt. Mit dem Ausdruck “Quelle” spreche ich unsere Seele oder unser Höheres Selbst an, Gott oder das Universum, oder wie immer wir diese höhere Schöpfermacht nennen, welches über unser Leben bestimmt. Durch die Trennung haben wir das Gefühl des “nicht versorgt werden”, woraus eine Angst entsteht, nicht genug von der lebensspendenden Energie oder Liebe zu erhalten. Nun entwickelt sich in uns ein Bewusstsein des Mangels, welches in uns ein besonderes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit oder Anerkennung entstehen lässt.

Dieses Mangelbewusstsein ist eine Eigenart unseres irdischen Schöpfungsraumes und findet sich damit nicht überall im Kosmos. Alle Seelen, welche sich entschieden haben, auf diesem Planeten den Weg der Selbsterfahrung zu gehen, haben sich hier inkarniert, weil diese Welt des Getrenntseins von Gott oder der Gottesferne die besten Voraussetzungen bietet, für Erfahrungen mit existenziellen Nöten, Ängsten, etc. Sie verursachen in uns Verletzungen und erzeugen Leid, an denen wir wachsen und uns geistig und seelisch weiterentwickeln können.

Bevor wir uns als Seelen in dieser Welt inkarnierten, lebten wir in der Einheit mit Gott oder mit dem Kosmos, was in unserer christlichen Schöpfungsgeschichte anschaulich beschrieben ist in der Erzählung von Adam und Eva im Paradies. Dieses Bild steht stellvertretend für uns selber (oder besser für unsere Seelenbewusstseine), als wir uns noch mit dem Göttlichen verbunden fühlten, beschützt, umsorgt und frei von Leid und Schmerz.

Das Essen des Apfels vom Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen ist ein Bildnis für die Absicht unserer Seele, sich selbst in der Welt der Polarität erfahren zu wollen. Da dies im Paradies nicht möglich ist, verließen wir (als Seelenbewusstseine) diesen wunderbaren Ort und erschufen uns unsere hiesige Welt der Gottesferne mit dem Bewusstsein des Getrenntheitseins von uns selbst oder von Gott. Damit entstand eine Welt, in de wir uns unseren Lebensunterhalt hart verdienen müssen, Leid und Schmerz erfahren und uns ohnmächtig, schutzlos und hilfsbedürftig fühlen. Denn nur hier und nur in diesem Bewusstsein ist es möglich, zu erkennen, was gut ist und was böse, was richtig ist und was falsch, oder auch was Mangel und Fülle bedeutet, Armut und Reichtum.

Somit sind wir von Gott nicht aus seinem Garten Eden vertrieben worden, sondern wir gingen diesen Weg der sich selbsterfahrenen Seelen in freiem Willen und vollkommener Bewusstheit. Ich finde aber nicht, dass das Alte Testament an dieser Stelle irrt, sondern es zeigt das Geschehen nur aus unserer irdischen (trennenden) Perspektive, während das gleiche Geschehen im vorherigen Absatz aus der umfassenderen und ganzheitlicheren Sicht der Seele oder des Höheren Selbst dargestellt ist.

Hier ist noch bemerkenswert, dass mit der Vertreibung aus dem Paradies auch das Bewusstsein der Schuld oder der Sünde in unser Denken gelangt. Aus Sicht der Urheber dieses Teils der Bibel ist Gott der Herr verärgert darüber, dass Adam und Eva von dem Apfels aßen und er bestraft sie mit den uns bekannten qualvollen Erdendasein. Die Aufgabe von Jesus Christus sah ich deshalb auch darin, diesem Volk wieder deutlich zu machen, dass ihr “Herr” kein strafender Gott ist, sondern ein Gott der Gnade und des Verzeihens. Aber weder das jüdische Volk noch die christlichen Kirchen vermochten sich bisher von dieser Schuld zu lösen.

Die Polaritäten unserer Welt wie “gut” und “böse” oder “arm” und “reich” bedingen einander. Der eine Pol existiert immer nur zusammen mit dem anderen. So wie es das Männliche nicht ohne das Weibliche Prinzip geben kann, so brauchen wir den Aspekt des Bösen, um zu erkennen was für uns gut ist, müssen wir uns falsch verhalten, um dann erst zu wissen, was für uns richtig ist. Das gleiche gilt natürlich auch für die Erfahrung des Mangels, ohne die wir die Fülle nicht zu würdigen wüssten.

Um diese Erfahrungen auch real und wahrhaftig zu erleben, projizieren wir unser Bewusstsein der Getrenntheit auf die Polaritäten, spalten die eigentlich zusammengehörenden Pole voneinander und identifizieren uns dann mit nur einem der beiden Anteile, während wir den anderen abwerten und verdrängen. Da aus dieser Sicht immer nur ein Pol für uns richtig ist und sich die beiden Aspekte gegenseitig ausschließen, bezeichne ich dieses Bewusstsein als das “entweder-oder”-Denken. Als Beispiel identifizieren wir uns mit dem Guten und verurteilen das Böse, glauben als Männer weibliche Anteile in uns verdrängen zu müssen oder als Frauen ihre männlichen Anteilen.

Dabei verbinden wir uns meist mit dem Pol, der uns den scheinbar einfacheren oder leichteren Weg beschreiben mag. Fühlt es sich z.B. nicht gut an in Armut zu leben, so bevorzugen wir lieber Reichtum. Haben wir Angst, uns mit unseren dunklen Aspekten in uns selbst auseinander zusetzen, identifizieren uns mit dem Licht und dem Guten.

Suche nach Anerkennung

Bedingt durch das Gefühl des Getrenntseins von Gott oder von der göttlichen Quelle fühlen wir uns sowohl alleine und einsam, als auch ohne Liebe und Zuneigung. In dem wir uns von der Schöpfung abgeschnitten fühlen, haben wir Angst nicht ausreichend versorgt zu werden, was den Gedanken in uns stärkt, keinen Einfluss mehr auf unsere Umwelt zu haben und ihr hilflos und ohnmächtig ausgeliefert zu sein. Dies gilt im Hinblick auf materieller Versorgung mit Nahrung und Schutz genauso, wie aus geistiger Sicht in unserer Versorgung mit Liebe in Form von Aufmerksamkeit und Anerkennung.

Da diese Versorgungen in beiderlei Form für uns lebensnotwendig sind, entwickelt sich in uns bei einem Erleben eines Mangels das Gefühl der Abhängigkeit. Tritt dies ein, projizieren wir die Ursache für den Mangel auf unsere Umwelt und sind versucht, diese zu manipulieren, um uns der Aufmerksamkeit und Anerkennung (sprich Liebe), nach der wir uns so sehnen, zu versichern. Daraus mag verständlich werden, weshalb wir Wünsche und Bedürfnisse unserer Mitmenschen leicht als wichtiger ansehen, als unsere eigenen, nur weil wir glauben, die so sehr erwartete Anerkennung sonst nicht zu erhalten. Also nehmen wir uns selbst zurück, entfernen uns dabei aber immer mehr von unserem Wesen, von unseren eigenen Bedürfnissen und werden immer unglücklicher. Oft geben wir dann anderen Menschen sogar mehr, als wir selber real zurückbekommen und so verstärkt sich das Gefühl des inneren Mangels in uns sogar noch deutlicher. Auf der anderen Seiten sind wir versucht, das Verhalten unserer Mitmenschen zu manipulieren, damit sie genau das tun, was uns die so sehr ersehnte Aufmerksamkeit und Anerkennung verschafft.

In unserem bisherigen Bewusstsein geben wir also in der Regel nie bedingungslos, sondern immer mit den Erwartungen, genug Liebe und Aufmerksamkeit für uns selber zurückzuerhalten. Damit entsteht ein Austausch, in welchem niemand das gibt, was er wirklich zu geben vermag und niemand das anzunehmen vermag, was er wirklich benötigt. Hier liegt für mich auch das Problem unserer Unzufriedenheit mit uns selbst und unseren Mitmenschen, was sich bis hin auf unseren Geldbeutel auswirkt. Horten wir unser Geld? Dann haben wir ein Problem mit dem “Geben”. Herrscht stattdessen immer Ebbe in unserer Kasse, haben wir ein Problem mit dem “Nehmen”.

Mit dem “Nehmen” möchte ich mich nun noch näher beschäftigen, weil mir dieser Aspekt am Wesentlichen erscheint. Da wir nur das an andere weiterzugeben vermögen, was wir in uns wissen, können wir nicht wirklich etwas “geben” wenn wir Schwierigkeiten haben, überhaupt etwas für uns “anzunehmen”; energetisch gesehen, die Liebe oder die Kraft, die wir in uns spüren, oder aus der Sicht des Geldes betrachtet das, was wir unser Eigen nennen. Fühlen wir uns beispielsweise nicht wert geliebt zu werden, dann vermögen wir die Zuneigung unserer Mitmenschen nicht anzunehmen und können diese Liebe aber auch nicht an andere Menschen weitergeben. Also ist es zuerst notwendig, unser Selbstwert zu erkennen um uns selbst liebenswert zu fühlen, dann vermögen wir auch den Wert des Geldes an sich zu würdigen und dasselbe freier anzunehmen.

Wichtig ist mir unsere eigene Vorstellung davon, wie viel wir uns wert empfinden. Stellt Euch dabei vor, jemand schenkt Euch Geld und zwar völlig bedingungslos und mit freiem Willen. Wie hoch wäre dann der Betrag, den Ihr ohne Schuldgefühle zu bekommen oder das Gefühl zu haben, etwas zurückgeben zu müssen, anzunehmen vermögt? Fangen wir an mit 10 Euro. Wie fühlt sich das in Euch an? Gut? – Und dann bei 20 Euro? – Bei 50 Euro? – Bei 100 Euro? – oder sogar 500 Euro?

Bitte schaut Euch euren Selbstwert ehrlich an. Wenn ihr sogar schon ein Problem damit habt Euch überhaupt vorzustellen, jemand schenke Euch wirklich bedingungslos und ohne Erwartungen Geld, so ist da auch OK. Denn dieses Bewusstsein gehört dann zu Eurem Leben und Eure Seele oder Höheres Selbst hat sich auf diese Weise vorgenommen, das Thema “Selbstwert” wirklich tiefgreifend zu erfahren.

Geld und Macht

Geld wird überall in unserer Gesellschaft als Machtmittel benutzt, in dem der Umgang mit ihm an Bedingungen geknüpft wird. Es “macht” aber nichts, wenn es nur auf dem Konto liegt, sondern zeigt seine Macht im Austausch. Das bedeutet für mich, Geld allein stinkt nicht und ist auch nichts Schlechtes, entscheidend ist die Motivation, die sich hinter dem Geben dieses Geldes verbirgt, also wie der Geldgeber damit umgeht und welche Resonanz sich beim Geldnehmer zeigt.

In der Regel geben wir Geld immer mit einer Bedingung oder Erwartung. Ein Unternehmen zahlt seine Gehälter oder Löhne mit der Bedingung aus, dass seine Mitarbeiter dafür eine tätige Gegenleistung erbringen. Damit verknüpft ist auch die Erwartung, dem Unternehmen seine volle Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen und sich mit den Produkten des Unternehmens zu identifizieren. Und so kann beispielsweise ein vegetarisch lebender Verkäufer einer Wurstfabrik in einen Gewissenskonflikt geraten, über das was für ihn richtig ist und was nicht. Er wird von seinem Chef dafür bezahlt Wurst zu verkaufen und muss dabei seine persönlichen Vorstellungen über tierische Nahrungsmittel zurückstellen und die Meinung des Unternehmens vertreten. Er verkauft sich und seine individuelle Einstellung zu dieser Nahrung an das Unternehmen und lässt vielleicht sogar zu, dass dieses ihm vorzuschreiben vermag, was für ihn zu essen gut und richtig ist.

In dem gleichen Dilemma kann aber auch ein Selbstständiger stecken, z. B. ein Künstler, wenn er seine Arbeit verkaufen möchte. Erschafft er nun genau die Kunstwerke, welche sich gut verkaufen lassen, die vielleicht gesellschaftlich attraktiv sind? Oder geht er seinem eigenen Gefühl nach und kreiert Werke, die für ihn selber wichtig sind, welche sich aber nur schwer verkaufen lassen, weil sie in der Gesellschaft anecken? In der Musikbranche erleben wir es tagtäglich. Singt eine Band oder ein Interpret ein Lied nur deshalb, weil sie damit Geld verdienen? Oder ist es ihnen ein inneres Bedürfnis, das betreffende Lied zu singen und die damit verbundene Botschaft zu verbreiten?

Das ist für mich immer eine Frage, wie viel Macht oder Einfluss wir unserer Umwelt geben oder in welchem Umfang wir unser wahres Wesen von ihr unterdrücken lassen. Aber auch da, wo es nicht direkt darum geht, dass Produkte gekauft oder verkauft werden, spielt die Macht des Geldes eine Rolle, wie z. B. beim Sponsoring: Gemeinnützige Organisationen wie Vereine oder Künstler suchen häufig Mäzene oder Sponsoren zur Finanzierung größerer Projekte. Finden sie einen Werbepartner oder einen noblen Spender, so kann es durchaus sein, dass dieser Bedingungen an sein Geld knüpft, die nicht im Sinne des zu finanzierenden Projektes stehen. In solchen Fällen ist die Organisation oder der Künstler gefordert, sich selbst treu zu bleiben, was heißt, das nötige Vertrauen in das Leben zu finden und sich aus drohender finanziellen Not heraus nicht ausnutzen zu lassen.

Wenn wir uns in Situationen wie oben beschrieben wiederfinden, dann geschieht dies für mich unter anderem deshalb, weil unser problematischer Umgang mit Geld das Mittel oder der Weg ist, den sich unsere Seelen gewählt haben, um durch diese meist existenziellen Erfahrungen zum ganzheitlichen Denken zurückzufinden. Dann geht es in erster Linie weder um das Geld, noch um das Erleben des Mangels an sich. Diesen spüren wir auch nur, weil unsere Seele, unser Höheres Selbst oder Gott uns auf diese Weise genau in die oben beschriebene Lebenssituation hineinzulenken vermochte.

Die von uns erlebten Konflikte können sehr individuell sein. Neben dem Thema Macht und Selbstermächtigung können auch Schuldgefühle eine Rolle spielen (entstanden aus der oben angesprochenen Ursünde). Dann besteht unser Denken in dem Glauben, unserer Umwelt etwas schuldig zu sein. Worum es genau geht, ist aus meiner Sicht aber nicht so entscheidend. Es hilft uns zwar, uns selbst und unsere Verhaltensweisen besser zu erkennen, doch hilft es uns meiner Ansicht nach nicht wirklich, wenn es darum geht, unsere Lebenssituation wahrhaftig zu verändern. Das erreichen wir nur, wenn wir über diese Erkenntnis hinaus zu einer anderen – eben ganzheitlicheren – Einstellung zu uns selbst und unserer Umwelt finden, insbesondere im Umgang mit dem “Geben und Nehmen”.

Das Bewusstsein der Ganzheitlichkeit

Die aus meiner Sicht wirkliche Ursache für die ganze Problematik, begründet sich in unserem Bedürfnis nach Liebe, Anerkennung oder Aufmerksamkeit, welche uns dazu bewegen, Jobs anzunehmen, die wir nicht wirklich tun möchten, mit Menschen zusammenzusein, die uns nicht wirklich gut tun, Produkte zu kaufen, die wir nicht wirklich benötigen. Dinge, die wir nur deshalb tun, damit wir uns ungeliebt, alleine oder verloren fühlen und um unseren existenziellen Ängsten nicht begegnen zu müssen. Die Lösung zeigt sich für mich in einer anderen Einstellung zu uns selbst, in dem Annehmen des ungeliebten Anteils in uns, unserem sogenannten Schattenanteil.

Damit sehe ich das Übel auch nicht in unserer Welt der Polaritäten, sondern in unserem Denken, wie wir mit diesen nur scheinbaren Gegensätzen umgehen. Hier wieder ein Beispiel: Ich bin ein Mann und wenn ich von der Gesellschaft als männlich anerkannt werden möchte, dann müsste ich mich entsprechend so verhalten wie ein Mann eben aus jener Sicht zu sein hat. Tue ich das nicht, dann erscheine ich als weiblich (= nicht männlich) und das ist aus dem gesellschaftlichen Blickwinkel nicht richtig und wird nicht geduldet. Frauen haben andersherum das gleiche Problem. Sie möchten als weiblich erscheinen und gesellschaftlich angepasst verhalten sie sich entsprechend so, dass sie als Frau Anerkennung findet.

Doch dieses Rollenspiel funktioniert heutzutage nicht mehr so wie früher. Zuerst waren es die Frauen, welche nicht mehr ihre bisherige Rolle spielen wollten. Das hatte zur Folge, dass die Männer einige Jahre später auch nicht mehr ihre gesellschaftlich-typische Rolle zu spielen vermochten und kamen in eine Identitätskrise. Seitdem nähern sich beide Geschlechter immer mehr aneinander an und jeder von uns erkennt, das er sowohl weibliche wie männliche Anteile in sich hat: Frauen leben z.B. ihre Abenteuerlust aus und erkennen ihre Führungsqualitäten – Männer zeigen dagegen mehr Mitgefühl und lernen Geborgenheit zu geben. Damit entsteht mehr Verständnis zwischen den Geschlechtern und es entwickelt sich ein immer harmonischer Austausch.

Diese Bewusstseinsveränderung unserer Zeit führt uns zum sogenannten “sowohl-als-auch”-Denken. Wir lassen beide Pole nebeneinander stehen. Sie schließen sich nicht mehr gegenseitig aus, sondern ergänzen sich zu einem harmonischen und kreativen Miteinander. Das können wir auch auf andere Bereiche unseres Lebens übertragen, wenn wir auch dort den Gegenpol als auch zum Leben dazugehörig akzeptieren. Doch dieser ist oft mit Ängsten und anderen unangenehmen Emotionen besetzt und damit für uns nicht sofort annehmbar. In diesen Fall kann unser erster Schritt darin bestehen, sich diese Ängste und Emotionen anzusehen und wertfrei zu betrachten, um dann auch den Gegenpol in uns integrieren zu können.

Beim Thema Macht geht es darum, die Ohnmacht zu spüren und sie als einen eigenen Anteil unserer Selbst zu würdigen. Wenn Schuldgefühle eine Rolle spielen, dann mögen wir zulassen, uns schuldig zu fühlen. Dieses Zulassen heißt allerdings nicht, in der Schuld stecken zu bleiben, sondern sie sich unvoreingenommen anzuschauen. Es ist wichtig, unsere Gefühle nicht zu bewerten, nicht einzuteilen in für uns richtige oder falsche Gefühle. Diese Einteilung gibt es nämlich nicht. Gefühle sind einfach Gefühle, ob für uns schmerzhaft oder angenehm, immer sind sie ein Teil unserer Innenwelt, die ausgedrückt und respektiert werden möchten.

Hinter den für uns unangenehmen Gefühlen ist eine seelische Verletzung verborgen, die wir, um wieder zur Ganzheit zu finden, in uns heilen müssen. Sich mit ihr auseinander zusetzen ist natürlich schmerzhaft und sehr unangenehm, doch wenn wir diesen Schritt wagen, wird uns unserer Leid sichtbar und kann aufgelöst werden. Wichtig dabei ist, sich selber immer umfassender anzunehmen, sich immer liebevoller oder liebenswürdiger zu fühlen, um dann mit der in uns wiedergefundenen Herzensliebe all unsere Ängste, Schuldgefühle und Verletzungen zu würdigen und aufzulösen. Doch hier kommen viele Menschen nicht weiter, weil sie wie in einem “Teufelskreis” stecken, in dem sich meiner Ansicht nach auch unsere Urverletzung ausdrückt. Wie können wir uns nämlich selber in Liebe annehmen, wenn wir diese Liebe in uns nicht fühlen? Denn dann müssten wir erst einmal Liebe in uns zulassen und sind wieder beim so wesentlichen Thema des Annehmens.

In dem unsere Seele oder unserer Höheres Selbst für eine Blockade beim Annehmen von Liebe gesorgt hat, erzeugte sie in uns das Gefühl des Abgeschnitten oder des Getrenntseins von Gott oder von der Schöpfung. Da aber alles Schöpfung ist oder Gott alles ist was existiert, kann es nichts außerhalb von Gott geben. Auch der Teufel oder Luzifer können demnach niemals außerhalb der Schöpfung sein, sondern sind in ihr integriert und spielen in dem großen göttlichen Plan unseres Erdenentwicklungsprozesses ihre besondere Rolle. Deshalb ist das Denken getrennt von uns oder von Gott zu sein, eigentlich eine Illusion und wir brauchen nur hinter dem Schleier unserer bisherigen Wahrnehmungswelt zu schauen, um zu erkennen, dass wir in Wahrheit niemals, in keiner unserer Erdeninkarnationen, von Gottes Liebe getrennt gewesen sind. Nehmen wir seine bedingungslose Liebe jetzt für uns wieder wahr, dann können wir sie in unserem Herzen integrieren, uns mit ihrer Hilfe selber heilen und sie an unsere Mitmenschen weitergeben.

Mit dieser sicherlich nicht einfachen inneren Arbeit vermögen wir aber alles, was wir bisher von uns abgespaltet haben wieder zu vereinen, geben uns selbst die Aufmerksamkeit, nach der wir uns so sehr sehnen und erkennen unseren individuellen Lebenswert. Über das Wahrnehmen unserer Schuldgefühle hören wir auf zu verurteilen und über das Zulassen von Ohnmacht üben wir keine Macht mehr über andere Menschen aus. Dann vermögen wir unserem bisherigen Leben in Armut und Mangel einen Sinn zu geben, nämlich jenen, dass all diese Auseinandersetzungen uns auf dem Weg zu unserer Seelenvervollkommnung geführt haben. Existenzängste und Mangeldenken haben dann in unserem Leben keine weitere Bedeutung mehr und wir erfahren uns selbst wieder im vollkommenen Fluss des Universums, so innen wie außen.

Der Weg ist das Ziel

Somit hilft es uns wenig, verzweifelt gegen einen Geldmangel oder gegen Geldschulden anzukämpfen, zumal wir dabei nur viele Energien aufwenden müssen, die uns letztendlich fehlen, unser Leben wirklich positiv zu verändern. Geben wir uns selber aber das, was wir uns bisher nicht zu geben vermochten, steigt damit unser Selbstwert und dann wissen wir in uns einen Schatz, den wir an unsere Mitmenschen weiterzugeben vermögen. Jetzt, aber auch wirklich bedingungslos, weil wir wissen, dass wir immer genug Geld, Energie, Liebe in uns haben, unabhängig vom Verhalten unserer Umwelt. Dann finden wir uns im Bewusstsein der Ganzheitlichkeit, in welchem wir frei und im Vertrauen zu geben vermögen, weil wir uns wieder eins und im Fluss mit der ewig strömenden göttlichen Quelle fühlen, oder mit unserer Seele oder dem Höheren Selbst, von wo wir mit allem versorgt werden, was wir wirklich bedürfen.

Doch dieses Erreichen des Bewusstseins der Ganzheitlichkeit oder sinnbildlich ausgedrückt die Rückkehr ins Paradies, in die Einheit mit Gott, ist aus meiner Sicht nicht direkt das Ziel unseres Erdendaseins. Es ist der Weg dorthin, auf dem wir zu gehen motiviert werden durch unsere Sehnsucht oder unser Streben nach dem so himmlischen Leben in der Einheit. So geht es für mich im Grunde genommen nicht darum, dieses Ziel wirklich zu erreichen, sondern auf dem Weg der Selbsterkenntnis zu sein und sich geistig und seelisch weiterzuentwickeln. Das wunderbare Leben in Harmonie, in Freiheit und im vollkommenen Geben und Nehmen ist dann das Ergebnis, mit dem uns Gott oder die Schöpfung belohnt, wenn wir den Weg der Integration des scheinbaren Gegensätzlichen in uns gegangen sind.

Ebenso halte ich es auch mit den finanziellen Lebensumständen. Ob wir es satt haben, uns vieles im Leben nicht leisten zu können oder ob uns Schulden plagen, so lange wir gegen diese Umstände ankämpfen, werden wir nichts an ihnen und damit auch nichts Wesentliches in unserem Leben ändern können. Hören wir stattdessen damit auf und akzeptieren wir, dass die äußeren Umstände nun mal so sind, wie sie derzeit sind, finden wir Frieden in uns und alles klärt sich im Außen zu unserem Besten. Haben wir Schulden, die wir loswerden wollen? Akzeptieren wir diese doch erst einmal voll und ganz und übernehmen die Verantwortung für sie. Das bedeutet für mich aber nicht nur die klare und entschiedene Absicht, die Schulden wirklich zurückzuzahlen zu wollen, sondern auch in dem Anerkennen, das es in uns eine geistige Schuld gibt, die es wiederum anzunehmen und zu würdigen gilt. Viele behaupten zwar, unsere Schuldgefühle beruhen auf einer Illusion und versuchen sich durch diese Erkenntnis von ihr zu befreien, doch das führt aus meiner Sicht nicht wirklich zum Erfolg.

Gehen wir stattdessen den Weg des Herzens und integrieren wir den bisher nicht gewürdigten Pol der Schuld oder des Mangels in uns in Liebe, dann erfüllen wir unseren individuellen Lebensplan, welcher uns von unserer Seele oder unserem Höheren Selbst für diese Inkarnation bestimmt ist und finden dann zu unserem wahren Lebensglück, nach dem wir uns ebenfalls so sehr sehnen. Auch dieses Glück lässt sich für mich nicht direkt als Lebensziel ansteuern, wir gewinnen es quasi als Nebenprodukt eines erfahrungs- und erkenntnisreichen Lebens.

Unser Leben ist für mich vergleichbar mit einer Rose. Sie hat nicht nur eine wunderschön anzuschauende und angenehm duftende Blüte, sie hat auch stechende und damit schmerzhafte Dornen. Doch ohne Dornen, wäre sie keine Rose. Und ohne die Erfahrungen des Leids in den Krisensituationen unseres Leben, würden wir nicht wirklich leben. Nehmen wir aber unser Leid an oder unser “Kreuz” auf uns, befreien wir uns von unserer Schuld, so wie Jesus Christus es uns vorgemacht hat, wachsen wir über uns hinaus. Dann finden wir zu wahrer inneren Freiheit und tiefem Frieden und das ganze Universum steht uns offen.

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