Das Geheimnis des Heiligen Gral

von Stefan Andromis Herbert
Datum: Juni 2006


Als der von Dan Brown verfilmte Roman “Da Vinci Code” am 18. Mai 2006 weltweit in unseren Kinos anlief, bewirkte er intensive Diskussionen über den Heiligen Gral mit seiner möglichen Verbindung zum Templer-Orden und einer Liebebeziehung zwischen Jesus und Maria Magdalena. Für mich hat dieses Thema eine ziemliche Brisanz, da es unser christliches Weltbild der letzten 2000 Jahre völlig auf den Kopf zu stellen vermag.

Die Hintergründe der Romanvorlage basieren auf dem Buch “Der Heilige Gral und seine Erben” von Lincoln, Baigent und Leigh (TB Bastei Lübbe) und mit diesem Text möchte ich die möglichen Zusammenhänge dieses sehr komplexen Themas aufzeigen. Dabei geht es mir nicht darum, ob sie wirklich der Wahrheit entsprechen, sondern ich möchte Anregungen geben, durch welche jeder zu seiner eigenen Wahrheit finden kann.

Was ist der Heilige Gral?

Um den Heiligen Gral ranken sich viele Geschichten in denen er sehr unterschiedliche Bedeutungen erhält. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um ein Gefäß in Form eines Kelches oder einer Schale mit magischen Eigenschaften. Wenn man aus ihm trinkt, verspricht er ewiges Leben, immerwährende Schönheit oder Gesundheit. Hier scheint die Wirkung des Grals vergleichbar zu sein mit dem “Stein des Weisen” aus der Alchemie. Diese Verbindung rückt sogar noch näher in der dritten möglichen Variante, in welcher der Gral selber ein Stein sein soll.

Die Ursprünge eines Gefäßes mit heilender Wirkung sind in der keltisch-irischen Mythologie zu finden. Dort steht es einerseits für die Fülle der Natur, für Fruchtbarkeit und reiche Ernte und hat deshalb die gleiche Symbolik wie ein Füllhorn. Andererseits gibt man ihm auch die Bedeutung für Tod und Wiedergeburt, Werden und Vergehen.

In unserer europäischen Literatur taucht der Heilige Gral das erste Mal 1188 in einer Schrift des Franzosen Chrétien de Troyes (ca. 1150 bis 1190) mit dem Titel “Perceval, der Waliser oder die Erzählung vom Gral” auf. Inhaltlich geht es um einen jungen Mann, der an den Hof des König Artus kommt, um dort zum Ritter ausgebildet zu werden. Hier muss er verschiedene Herausforderungen bestehen und trifft auf einer seiner Reisen einen geheimnisvollen Burgherren, der ihm den Heiligen Gral zeigt. In diesem Werk bleibt leider völlig offen, was dies für ein Gefäß ist und welche Bedeutung es hat. Es wird nur berichtet, dass es eine Gralsfamilie gibt, zu der auch unser junger Held gehören soll.

Etwas später verfasst Wolfram von Eschenbach seine Gralsgeschichte in deutsch über seinen Ritter “Parzival”, die inhaltlich ähnlich aufgebaut ist. Auch hier wird der Gral in Zusammenhang gebracht mit einer geheimen Gralsfamilie, welche sich verpflichtet hat, ihn zu hüten, bzw. dem Gral zu dienen. Dabei kommen junge oder unerfahrene Ritter vor, die Prüfungen bestehen müssen, und – wenn sie reif genug sind – zum Gral berufen und in seine Geheimnisse eingeweiht werden.

Beide Werke haben keinen christlichen Hintergrund. Dieser taucht erst einige Jahre später auf, als der Gral mit zwei besonderen Situationen in dem Leben von Jesus in Verbindung gebracht wird: Zum Einen soll es sich um jenen Kelch handeln, in welchem er bei seinem letzten Abendmahl an seine Jünger symbolisch “sein Blut” weitergegeben hat. Er ist also eingebunden in eine rituelle Handlung, die wir noch heute aus der Abendmahl-Zeremonie unserer Gottesdienste kennen. Andererseits, oder manchmal auch gleichzeitig, soll es sich nach dem Nikodemus-Evangelium um jenes Gefäß handeln, in welchem Joseph von Arimathia Jesus Blut auffing, als er am Kreuz hängend mit der Lanze des Longinus in die Seite gestochen wurde.

Joseph war ein reicher Kaufmann und ein Freund der Familie von Jesus mit einer eigenen Schiffsflotte. Nach der Kreuzigung floh er mit dem heiligen Kelch vor den Römern nach Südfrankreich oder nach Britannien. Hierfür mag es Hinweise gerade in der Literatur beider Länder geben, ich bin aber eher geneigt zu sagen, dass Joseph nach Südfrankreich gegangen ist. Dazu später mehr. Allerdings bleibt absolut unklar, was mit dem heiligen Gefäß zwischen Josephs dortigen Ankunft (ca. im Jahre 50 nach unserer Zeitrechnung) und dem ersten Auftauchen des Grals in der höfischen Literatur Ende des 12. Jahrhunderts geschehen sein soll. In dieser Zeit ist von ihm nirgendwo zu lesen, erst recht nicht in christlichen Texten. Und das ist schon verwunderlich, wenn er gleichzeitig eine solch starke christliche Bedeutung haben soll?

Aus diesem Grunde vermute ich eher, dass er ursprünglich überhaupt nichts mit Jesus und seinem Wirken zu tun gehatte, also damit heidnischen Ursprungs ist und erst später – wie bei anderen Symbolen – in den christlichen Glaubensschatz übernommen wurde. Doch das erklärt wiederum nicht, was es mit der Gralsfamilie auf sich hat oder die Existenz der Gralsritter, welche gelobt haben, Hüter oder Bewahrer dieses heiligen Gefäßes zu sein. Interessanterweise taucht der Gral in der Blütezeit des Ordens der Tempelritter auf, der um 1118 in Jerusalem gegründet worden ist, um die christlichen Pilger auf ihrer Reise ins Heilige Land zu beschützen. Allerdings hat er sich schon kurze Zeit danach sehr rasch über ganz Europa ausgebreitet und hatte sehr viel Einfluss auf die damalige Politik und Gesellschaft. Doch, wenn es eine Verbindung des Grals mit dieser christlichen Ritterschaft gäbe, dann wäre dieser mehr als nur ein Symbol der Fülle und des Überflusses. Verbirgt sich hinter seinem mythologischen Ursprung eventuell doch ein geschichtlicher Hintergrund?

Eine Erklärung mag ein abgewandelter Ausdruck des Wortes “Heiliger Gral” in der französischen Sprache geben, in jener Sprache, in der von ihm das erste Mal berichtet worden ist. Der Ausdruck “Heiliger Gral” heißt in französisch “Sangraal”. Dies könnte eine Abwandlung des Begriffes “Sangreal” sein, zu deutsch “Königliches Blut”, und somit eine Verbindung zu einer geheimnisvollen “Gralsfamilie” schaffen. Aber um was für eine Familie handelt es sich hier?

Dan Brown stellt in seinem Werk eine Verbindung her zu Maria Magdalena, die mit Jesus von Nazareth verheiratet gewesen sein soll und sagt, dass beide zusammen ein Kind gezeugt hatten. Nach der Kreuzigung sei sie mit Joseph von Arimathia nach Südfrankreich gegangen und ihre Nachkommen hätten hier Jahrhunderte lang im Verborgenen vor der römischen Kirche gelebt. Das passt natürlich auch mit jener Tatsache überein, dass der erste Autor über den Gral, Chrétien de Troyes, Franzose gewesen ist und er damit als erster von jener Geschichte gehört haben mag. Bei Wolfram von Eschenbach ist übrigens nicht ganz klar, ob seine Handlung, die allgemein nach England verlegt wird, nicht möglicherweise auch in Südfrankreich gespielt hat. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass gerade im Süden Frankreichs und auch in Spanien, Maria Magdalena häufiger verehrt wird, als die Mutter Maria.

Seltsame Berichte über den Dorfpfarrer Saunière aus Rennes-le-Château in Südfrankreich gegen Ende des 19. Jahrhunderts, scheinen dies zu bekräftigen. Ohne bisher erkennbaren Grund, kam dieser Geistliche nämlich zu ungeahnten Reichtum und hat einige Millionen France in die Verschönerung seiner kleinen Kirche investieren können. Doch woher hat er dieses Geld? Es heißt, er hätte das Grab von Jesus oder von Joseph von Arimathia entdeckt und sich sein Schweigen vom Vatikan teuer erkaufen lassen. Saunière lebte übrigens in genau jener Gegend, in welcher einst sowohl die Katarer, wie auch die Templer sehr präsent gewesen sind. Auch Hitler, angezogen vom Mythos des “reinen Blutes”, wurde auf den Dorfpfarrer aufmerksam und beauftrage den damaligen Gralsforscher Otto Rahn, den sagenhaften Kelch zu suchen.

Jesus und Maria Magdalena

In dem Bild, welches uns die vier bekannten Evangelisten von Jesus und seinem Leben erzählen, kommt keine Frau vor, noch nicht einmal eine Liebesgeschichte. Besonders die katholische Kirche hebt immer wieder das zölibatäre Leben Jesu deutlich hervor, was natürlich auch damit zu tun hat, dass sie sonst ein Problem damit hätte, weiterhin an dem Zölibat für Priester festzuhalten. Aber, kann es möglicherweise doch Gründe für diese Ehe geben, die bisher übersehen oder anders gedeutet wurden?

Beginnen wir dabei mit dem Stellenwert der Ehe im damaligen Judentum. Zu jener Zeit war es sogar für Rabbis üblich, verheiratet zu sein. Wenn jemand nicht verheiratet gewesen war, dann hat es immer Aufsehen erregt. In den Evangelien wird aber nirgendwo erwähnt, dass Jesus “nicht” verheiratet gewesen ist, weshalb man im Umkehrschluss annehmen kann, dass er wirklich geheiratet hatte.

In Math. 19,4-5 sagt Jesus über die Ehe: “Habt ihr nicht gelesen, dass der, welcher sie schuf, sie von Anfang an als Mann und Weib schuf? und sprach: Darum wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und es werden die zwei ein Fleisch sein.” Wenn Jesus dies gepredigt hat, warum soll er dann gleichzeitig seinen Worten zuwider gehandelt haben? Dann wäre er doch nicht glaubhaft, oder? Wenn Jesus nun verheiratet gewesen ist, dann liegt der Gedanke nahe, dass in der Heiligen Schrift hiervon berichtet wird. Schon, um den Beweis zu liefern, das er – wie es üblich war – eine Frau besaß. Später wäre diese Tatsache aus den Evangelien wieder entfernt worden, um keine Zweifel an möglichen Nachfahren aufkommen zu lassen.

Und da taucht ganz am Anfang von Jesus Wirken die Hochzeit von Kana auf, in der es einige Merkwürdigkeiten gibt. Die Braut und der Bräutigam werden in den Schriften namentlich nicht genannt. Dafür ist Jesus Mutter Maria anwesend, die sich darum sorgt, dass der Wein ausgegangen ist (Joh. 2,1 ff) und bittet Jesus um Nachschub. Das würde sie doch nur tun, wenn sie die Hochzeit organisiert oder für den Ablauf verantwortlich ist? Dies wäre gut erklärbar, sollte sie die Bräutigam-Mutter gewesen sein. Handelt es sich deshalb um einen versteckten Hinweis auf die Hochzeit von Jesus mit Maria Magdalena?

In Joh. 11,1 ff kommt Lazarus vor, der Bruder von Maria von Bethanien. Wenn man daraus schließt, dass diese Maria identisch ist mit der Maria Magdalena (weil aus dem Ort Magdala kommend und jetzt in Bethanien lebend), dann ist Lazarus Jesus Schwager. Im Vers 4 heißt es, “Da sandten die Schwestern (Maria und Martha) zu ihm (Jesus) und ließen ihm sagen: Herr, siehe, den Du lieb hast, ist krank”. Das man seinen Schwager “lieb hat” ist sicherlich verständlich, denn er gehört ja nach der Hochzeit mit zur Familie, bei einer fremden Person wäre diese Aussage allerdings etwas merkwürdig.

Nach Jesus Auferstehung aus dem Grab erscheint er Maria Magdalena als erster (Math. 28,9) und bittet sie, die frohe Nachricht an seine Brüder weiterzugeben und ihnen mitzuteilen, wo sie ihn träfen (Vers. 10). Damit stellt sich mir die Frage, warum er sich nicht zu erst seinen Jüngern zeigt, zumal diese doch seine Botschaft in die Welt hinaustragen sollen?

Übrigens gibt es in den Evangelien Unstimmigkeiten über die letzten Worte, die Jesus am Kreuz gesprochen haben soll. In Math. 27,46 und Markus 15,34 sagt Jesus in der neunten Stunde: “Mein Gott, Mein Gott, warum hast Du mich verlassen?” Bei Lukas 23,44-46 sagt er dagegen ebenfalls in der neunten Stunden: “Vater, in Deinen Händen übergebe ich meinen Geist”. Bei Johannes 19,30 sagt er nur: “Es ist vollbracht!”

In außerbiblischen Texten gibt es sogar Hinweise darauf, dass Jesus gar nicht am Kreuz starb. In den Nad Hammadi-Schriften (Ägyptischen Ursprungs) wird angedeutet, dass nicht Jesus gekreuzigt worden ist, sondern jemand anderes an seiner Stelle trat. Jesus hat dabei seine Kreuzigung im Hintergrund beobachtet. Hinweise hierauf finden sich auch im Koran Sure 4, 157. Da ist von Jesus als dem Sohn Maria’s die Rede und dann heißt es im Vers 158 “Sie haben ihn nicht getötet und auch nicht gekreuzigt, sie dachten nur, sie hätten es getan.”

Die andere Variante ist jene, dass Jesus Menschen mit Heilwissen um sich herum hatte, welche ihn durch den in Essig getränkten Schwamm (Joh. 19,29) eine Droge gegeben haben könnten, die ihn bewusstlos gemacht oder in Koma fallen ließen. Daraufhin hätte Joseph von Arimathia ihn für Tod erklärt und bei Pilatus nachgefragt, ob sie ihn bereits an dem gleichen Abend vom Kreuz nehmen könnten, um ihn zu begraben. So würde der in Koma liegende Jesus zu einem Grabmahl auf Josephs Grundstück gebracht und dort in den drei folgenden Tagen wieder gesund gepflegt worden sein.

Was auch immer mit Jesus genau geschah, ist für mich in diesem Zusammenhang eigentlich nicht so wesentlich. Denn spannender ist die Frage über seine Nachfolge. In der uns allen bekannten offiziellen Version der Römischen Kirche hat Jesus keine Kinder und sein Lieblingsjünger Petrus wird von ihm als sein Nachfolger ernannt. Dieser macht sich auf die Reise nach Rom, gründet dort die erste christliche Gemeinde und ist Urheber für die bis heute existierende Papstlinie. Falls Jesus aber verheiratet gewesen wäre und Nachkommen gehabt hätte, wäre die Nachfolge an diese übergegangen.

Und das ist ein sehr heikles Thema für die Römische Kirche, welche ihre Macht schließlich auf den Nachfolge-Anspruch von Petrus begründet. Würde sich also im Nachhinein herausstellen, dass dies nicht wahr ist, dann würde die Kirche faktisch ihre Macht verlieren, denn der heutige Papst Benedikt XVI. hätte dann rein rechtlich keinen Anspruch mehr darauf, Stellvertreter Gottes auf Erden sein. In diesem Zusammenhang kann man sich zudem die Frage stellen, warum gerade Petrus die Christus-Botschaft an die Welt verbreiten sollte, der Jesus doch vorher dreimal verleugnet hat (Math. 26,69ff)? Zudem gibt es im Neuen Testament Textstellen, in denen Jesus alle seine Jünger ansprach. So sagt er in Math. 28,19 zu ihnen: “Geht hinaus in die Welt und macht alle Nationen zu Jüngern” und bei Markus 16,15: “Geht in die Welt hinaus und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung”.

Der König der Juden

Sollten diese bisher durch Rom verborgen gebliebenen Zusammenhänge doch der Wahrheit entsprechen, so stellt sich für mich allerdings die Frage, ob Jesus mehr gewesen ist, als nur ein unbequemer Prediger. Stimmt es nämlich, dass die Gralsfamilie wirklich von Jesus Blutslinie abstammt und sich dies auf den französischen Ausdruck “Sangreal” bezieht, warum wird dann von “Königlichem Blut” gesprochen? Entspringt Jesus etwa einer jüdischen Königsfamilie? Ging es damals bei seiner Gefangennahme und Verurteilung nicht nur um sein religiöses Wirken, sondern hatte dies auch politische Hintergründe? Wurden beim ersten Kreuzzug nach Jerusalem Hinweise hierauf gefunden, dass die im verborgenen lebende Blutslinie Jesu in Europa möglicherweise mehr Macht besäße, als die Kirche ihr zugestand?

Schauen wir uns dazu Jesus Vergangenheit an. Der Evangelist Math. Kap. 1,1-16 beschreibt seine Herkunft über seinen Vater Joseph als Nachfahre des König David. Damit ist also auch Jesus aus dem Hause David und entstammt dieser besonderen Herkunftsfamilie. Um zu zeigen, dass er der Sohn Gottes ist, wird um ihn herum noch eine Jungfrauen-Geburt kreiert (Math. Kap. 1,18 ff.). Das ist nichts Einzigartiges, denn in den indischen Schriften über die Geburt von Siddharta Gautama Buddha ist Vergleichbares zu erfahren. Hier war es ein weißer Elefant, der – ähnlich dem Heiligen Geist in der Bibel – diesen besonderen göttlichen Sohn zeugte. Zu guter Letzt verkündet ein Engel der schwangeren Maria, dass ihr Sohn jener Erlöser oder Erretter sein wird, von welchem im Alten Testament die Rede ist. (Math. 1, 21-25).

Unabhängig von der jungfräulichen Zeugung, finden sich auch an anderer Stelle Hinweise, dass Jesus ein Sohn des Volkes Israel ist. Denn das Volk ist sündig und Jesus wird bei seiner Taufe durch Johannes (Markus 1,4) von seinen Sünden erlöst. Das hätte aus meiner Sicht nicht geschehen müssen, wenn er bereits rein (also als Sohn Gottes) zur Welt gekommen wäre. Aber die vier Evangelien unterscheiden sich auch in Bezug auf die Herkunft von Jesus. Bei Matthäus stammt er – wie schon erwähnt – aus dem Hause David, einer israelischen Adelsfamilie ab. Markus dagegen spricht im Kapitel 6,2 von ihm als den Sohn eines Zimmermanns, also eines Handwerkers. Kann hier beides stimmen? Oder wurde dieser Handwerker-Beruf nur gewählt um seine wahre königliche Herkunft zu verleugnen und ihn als einen ganz normalen Menschen darzustellen?

Die Begriffe “Messias” und “Christus” stehen für den “Gesalbten”, damit wurde auch ein König angesprochen, weil nur der König das Recht besaß, gesalbt zu werden. Damit muss Jesus nicht zwangsläufig der spirituelle Erlöser sein, sondern hier kann es sich auch um die Erwartung eines weltlichen Führers handeln, der das Volk Israel aus ihrer römischen Gefangenschaft befreit. Wichtig ist mir noch die Tatsache, dass es sich bei der israelitische Königsdynastie um Priesterkönige gehandelt hat. Das bedeutet, sowohl König David, wie auch seine Thron-Nachfolger besaßen gleichzeitig die weltliche, wie die religiöse Herrschaft, waren also aus unserer Sicht Kaiser und Papst in einer Person.

Als er auf dem Höhepunkt seines Wirkens von Pilatus vor Gericht geführt wird, fragt ihn dieser (Markus 15,2) “…bist Du der König der Juden? – Jesus aber antwortete und spricht zu ihm: Du sagst es.” Bestätigt Jesus nicht hiermit seine auch weltlich-königliche Herkunft? Weiter im Vers 12 wird er sogar vom Jüdischen Volk als ihr König betrachtet: “Pilatus aber antwortete wieder und sprach zu der Volksmenge: Was soll ich mit dem tun, den ihr den ‘König der Juden’ nennt?” In der Interpretation der römischen Kirche bekommt der Ausdruck “König” zwar eine spirituelle Bedeutung, aber wäre es nicht naheliegender, ihm auch einen weltlichen Bezug zu geben?

Somit könnte Jesus also nicht nur aus religiöser, sondern auch aus politischer Sicht eine Gefahr für Rom gewesen sein. Dann ist auch viel verständlicher, dass er mit dem Kreuzigungstod wie ein Verbrecher und (politischer) Feind Roms hingerichtet wurde. Denn, wenn er wirklich nur ein spiritueller Führer des jüdischen Volkes gewesen sein sollte, warum ist er Rom dann so gefährlich geworden, dass Herodes sogar alle Kleinkinder bei seiner Geburt töten lies (Math. 2,13). Das Römische Reich war damals sehr groß und bestand aus vielen unterschiedlichen Völkern, die alle ihre individuellen Kulte pflegen durften. Das kümmerte die Römer nicht, solange die Völker nicht aufbegehrten und weiterhin ihre Abgaben an Rom zahlten. Und warum sollte gerade die Geburt dieses Priesters oder Rabbis Jesus für Roms Herrschaft so gefährlich sein? Sähe es nicht etwas anders aus, wenn Jesus auch aus weltlicher Sicht von königlichem Blute wäre?

Wenn dem so ist, dann ist auf Golgata eine Kreuzigung inszeniert worden für einen politischen Revolutionär, der bisher zwar keine herrschaftliche Gewalt besaß, aber den Anspruch auf die Krone Jerusalems. Hinweise dafür finden wir möglicherweise in Math. 10,34, wo Jesus sagt “Ich bin nicht gekommen um Frieden zu bringen, sondern das Schwert.” Die Kirche deutet diese Aussage zwar im übertragenen Sinne, aber trotzdem wäre es auch denkbar, sie wörtlich zu nehmen und sich zu fragen, wie friedlich Jesus wirklich gewesen ist? Und noch eine Stelle, die auf eine königliche Herkunft hindeutet: In Joh. 11,1 ff. salbt Maria Jesus die Füße. Wie schon erwähnt, ist dies eine Handlung, welche in der damaligen Zeit für eine Huldigung oder Würdigung einer adeligen Person verwendet wurde.

Ein anderes sehr wichtiges Thema ist die Herkunft Maria Magdalenas. Dem Buch “Der heilige Gral und seine Erben” ist zu entnehmen, dass sie aus einem weiteren israelitischen Königsgeschlecht stammt, dem Hause Benjamin. Dieses Geschlecht stellte den ersten israelitischen König Saul und ihnen gehörte das Land um Jerusalem. Saul wurde von David aus dem Hause Juda vertrieben und sein Sohn Salomo baute dann in Jerusalem seinen berühmten Tempel. Aus dieser Sicht würden sich in Jesus und Maria zwei wichtige Blutslinien vereinen und ihre Heirat hätte ihnen in ganz Israel eine sehr starke Macht verliehen.

Die römische Kirche

In diesem Abschnitt möchte ich mich damit beschäftigen, wie sich der christliche Glaube in Rom weiterentwickelt. Jeder weiß, das Petrus nach der Himmelfahrt Jesu nach Rom gegangen ist und dort die erste christliche Gemeinde aufbaute. Die Christen waren hier in der Minderheit und zudem nicht sehr beliebt, erkennbar an den ersten Christenverfolgungen unter Kaiser Nero. Das änderte sich Anfang des 4. Jahrhunderts mit Kaiser Konstantin I. Zu diesem Zeitpunkt gab es neben den Christen auch einen heidnischen Sonnengottkult aus Syrien (monotheistisch), dem Mitraskult und den Göttinnenmutter-Kult. Kaiser Konstantin I. war ein Heide und wurde erst auf dem Sterbebett im Jahre 337 getauft. Um aber sein Volk mit diesen doch sehr unterschiedlichen religiösen Bräuchen besser beherrschen zu können, bemühte er sich, die Kulte miteinander zu verschmelzen.

Wegen seiner persönlichen Nähe zum Sonnenkult, richtete Konstantin den Sonntag als Feiertag ein. Das gefiel der Christengemeinde sehr gut und taten es ihm nach. Denn, in dem sie ihren Feiertag von dem bisherigen Sabbat-Samstag auf den Sonntag legten, distanzierten sie sich noch deutlicher von ihrem jüdischen Ursprung. Der anfänglich am 6. Januar gefeierte Geburtstag von Jesus wurde zudem auf den 25. Dezember vorverlegt, welcher den hohen Feiertag des Sonnenkultes darstellte. Dann berief Kaiser Konstantin im Jahre 325 das Konzil von Nicäa ein, um ein gemeinsames Datum für die Osterfeiertage zu finden. Daraufhin wurde die Kreuzigung und Auferstehung Jesu auf das erste Wochenende nach dem ersten Neumond nach der Frühjahrs-Tagundnacht-Gleiche gesetzt. In dem die Person Jesus zu “Gottes Sohn” ernannt wurde, verschmolz der christliche Kult mit dem Sonnenkult “Sol Invictus”. Aus dem Mitraskult übernahmen die Christen zudem die Symbolik von dem Jüngsten Gericht und der Auferstehung der Toten.

So entstand der christliche Glaube, wie wir ihn heute kennen, aus der Verschmelzung mit den oben erwähnten Glaubensrichtungen in Rom und verlor damit immer mehr von seinen ursprünglichen von den Essenern stammenden Anschauungen. Der christliche Glaube, welcher sich dann in Europa verbreitete, kam ursprünglich auch nicht aus dem orthodoxen Christentum Roms, sondern war das eher gnostisch geprägte Arianische Christentum.

Nun geschah eine der größten und weitreichendsten Fälschungen der Geschichte, die sogenannte “Konstantinische Schenkung”. Der Kaiser besaß aufgrund seiner Herrschaft die Macht über Westeuropa. Damit die römische Kirche ebenfalls einen Einfluss auf diese Länder nutzbar machen konnte, wurde im 8. Jahrhundert ein Dokument ersonnen, in welchem Konstantin im Jahre 312 scheinbar alle seine weltlichen Rechte an den Bischof von Rom abgetreten haben soll. Dieser gab sie ihm quasi als Dank wieder zurück mit der Aufgabe, sie für die Kirche zu verwalten. Somit besaß die römische Kirche das Recht, über die europäischen Völker zu herrschen und vermochte Karl den Großen um 800 nach Christi zum Kaiser zu ernennen. Denn ohne diese gefälschte “Konstantinische Schenkung” wäre der damalige Papst rein rechtlich nicht in der Lage gewesen, ihn zum Kaiser des “Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation” zu krönen.

Der Israelitische Stamm Benjamin und die Merowinger

In diesem Kapitel soll von einem geschichtlichen Ablauf gesprochen werden, welcher nicht zu der von der römischen Kirche anerkannten Darstellung gehört, aber wichtig ist, um die ganzen Zusammenhänge zu verstehen. Sie beginnt mit dem israelitischen Stamm Benjamin, von dem ja bereits im Zusammenhang mit Maria Magdalena die Rede gewesen ist. Er stellte mit Saul den ersten israelitischen König. Seine Königslinie wurde verdrängt vom David aus dem Hause Juda. Im 5. Buch Moses Kap. 33,12 ff. wird deutlich, dass der Stamm Benjamin für Moses der “Liebling des Herrn” gewesen ist und deshalb hoch angesehen war. Als es (vielleicht deshalb) zu einem Bruch mit den anderen elf Stämmen kam, wanderten viele seiner Angehörigen in die Gegend um Akadien oder Troja aus und um ca. 400 nach Christi weiter in den Raum Franken, wo wir sie als die Merowinger kennen lernten.

Sie benutzten in ihrem Wappen das gleichschenklige Kreuz ähnlich dem Templerkreuz und ihnen werden okkulte oder esoterische Fähigkeiten zugeschrieben. Sie trugen lange Haare, welche sie als die Quelle Ihrer Kraft ansahen. Damit ähnelten sie dem alttestamentarischen Volk der Nasiräer. In Gräbern von hochgestellten Merowingern wurden sogar Kristallkugeln gefunden. Der erste Merowinger-König hieß Merowech, der 457 nach Christus starb. Sie waren Priesterkönige, genauso wie David und alle anderen israelitischen Könige, vereinigten also die weltliche und religiöse Macht in einer Person. Sie regierten nicht selbständig, sondern überließen diese Aufgabe einem sogenannten Hausmeier, welcher aus machtpolitischen Gründen nicht der Königsfamilie angehören durfte.

Die Merowinger zogen von hier über den Odenwald bis in die Gegend des heutigen Süden von Frankreichs. Hier dürfte auch die Ursache in der Gleichheit mit dem Staatsnamen liegen. 496 ließ sich Chlodwig I. taufen und ging einen Bund mit der römischen Kirche ein, durch den sein Königstitel offiziell von Rom anerkannt wurde. Wie geschichtlich bekannt, endete die Merowinger-Dynastie 678 mit der Ermordung von Dagobert II., was scheinbar in Abstimmung mit der römischen Kirche geschah. Spätestens hier brach Rom also den Bund, den sie vorher mit Chlodwig geschlossen hatten. Doch warum geschah dies? Warum sollte die Adelslinie der Merowinger aussterben?

Inoffiziell hatte Dagobert allerdings einen Sohn hinterlassen mit dem Namen Sigibert IV. (auch Graf von Razes). Aus dieser Linie gingen im 11. Jahrhundert die Linie der “Plandards” hervor, die Schottische Königsdynastie der Stuarts, das Hause Lothringen, der deutsche König und römische Kaiser Heinrich IV. und Gottfried von Bouillon, der den ersten Kreuzzug ins Heilige Land führte und dort zum König von Jerusalem gekrönt wurde. Letzteres ist geschichtlich bekannt, doch wie geschah es, dass ein europäischer Adeliger ein Recht auf den Jerusalemer Königstitel hat? Entstammt dieses Recht rein aus dem Vorteil der Eroberung heraus? Oder weil bekannt gewesen ist, dass Gottfried von Bouillon über die Merowinger-Blutslinie bis zurück zum Hause Benjamin einen wahren Anspruch auf diesen Titel besaß?

Einen weiteren Hinweis finden wir bei der Beantwortung der Frage, warum die Merowinger überhaupt quer durch Europa gezogen sind und nicht im Frankenland blieben. Wie schon erwähnt, soll Maria Magdalena mit den Kindern von Jesus und mit Joseph von Arimathia, dem Freund der Familie nach Südfrankreich geflüchtet sein. So liegt nun der Verdacht nahe, dass die Merowinger hiervon Kenntnis hatten, und sich wieder mit einem Spross ihrer eigenen Blutslinie verbinden wollten. Auf diese Weise hätte Gottfried von Boullion sogar Jesus Rechte auf die Jerusalemer Königskrone. Ein weiterer Nachfahre aus dieser Blutslinie ist übrigens Otto von Habsburg, der ebenfalls Besitzer der Titularkrone Jerusalems war.

Die Tempelritter und der Orden “Prieurè de Sion”

Obwohl ich mich in den vergangenen Jahren recht intensiv mit Geheimorden oder ähnlichen Organisationen beschäftigte, hatte ich von dem Orden des “Prieurè de Sion” bisher nichts gehört. Informationen über ihn gibt es scheinbar auch nur aus einer einzigen Quelle, nämlich in Schriften des Franzosen Pierre Plantard (1920 bis 2000), welcher sich selber als ein Nachkomme der königlichen Blutsfamilie der Merowinger sieht. In wissenschaftlichen Kreisen gelten seine Dokumente allerdings als eine Fälschung und finden somit keine Beachtung.

Aus seinen Schriften geht hervor, dass dieser geheimnisvolle Orden im Jahre 1099 von Gottfried von Bouillon in Jerusalem gegründet worden ist, kurz nachdem die Stadt im ersten Kreuzzug von den Christen erobert wurde. Sein Name stammt von der Abtei der “Notrè-Dame de Sion”, die sich in der Nähe des Jerusalemer Zion-Tores befand (Stätte des Heiligen Abendmahls und Grab Davids). Wahrscheinlich reiste er dann wieder zurück nach Europa, wo er 1104 an einem geheimen Treffen des Hochadels teilnahm, zusammen mit dem Grafen von der Champagne. Es waren auch Vertreter einflussreicher anderer Familien dabei, wie Andre de Montbarts, Brienne, Joinville, Chaumont.

Nach dem Treffen reiste der Graf von der Champagne selber ins Heilige Land und hielt sich dort vier Jahre auf. Nachdem er zurückgereist war, begann im Jahre 1114 eine zweite Reise mit der Absicht, sich der “Militia Christi” anzuschließen, damals eine weitere Bezeichnung des Templer-Ordens. Nur war dieser zu diesem Zeitpunkt offiziell noch gar nicht begründet worden, was erst 1118/1119 durch Hugo von Payens geschah, einem Edelmann aus der Champagne. Damals hieß der Orden mit vollständigem Namen “Armen Ritterschaft Christi vom Salomonischen Tempel”, da sich die Gründungsritter in Jerusalem am Fuße des früheren Salomonischen Tempels niedergelassen hatten. Aber warum gerade an einer sicherlich für Juden geschichtlich wichtigen Stelle, die allerdings keine besondere Bedeutung haben dürfte für eine Organisation, mit dem offiziellen Ziel, die christlichen Pilgerströme auf ihrem Weg nach Jerusalem zu beschützen?

Es gab 9 Gründungsmitglieder und sie nahmen in den ersten Jahren keine weiteren Mitglieder auf. Doch in dieser Größe waren sie viel zu wenige, um dieser Aufgabe wirklich nachzukommen. Deshalb liegt die Vermutung nahe, dass bei den alten Tempelmauern bereits 1099 etwas gefunden worden ist, was vor der Römischen Kirche verborgen gehalten werden musste. So gründete man zuerst den Orden “Prieurè de Sion”, der allerdings, um das Geheimnis oder den Schatz sicher bewahren zu können, nach außen hin über eine Tarn-Organisation operierte. Und dazu entstand der Templer-Orden, dessen wahre Aufgabe selbstverständlich ebenfalls geheimgehalten werden musste. Vielleicht wusste man auch schon viele Jahre zuvor über dieses so brisante “Geheimnis” bescheid und hier liegt der wahre Grund, warum die zwar sehr heilige, aber von Europa so weit weg liegende Stadt Jerusalem von der Herrschaft durch die Moslems befreit werden musste.

Zudem erklärt für mich die offizielle Aufgabe des Templer-Ordens, also der Schutz der christlichen Pilger auf ihrem Weg nach Jerusalem, nicht ausreichend, weshalb sich dieser innerhalb von nur wenigen Jahre rasend schnell über ganz Mittel- und Westeuropa verbreitete und sehr rasch an Geld und Einfluss gewann. 1139 bestimmte der Papst Innozenz II. sogar, dass die Templer keiner weltlichen oder kirchlichen Macht außer dem Papst Gehorsam schulden. Die Tempelmeister, also die obersten Ordensführer, waren sehr angesehen und verkehrten in den höchsten Kreisen, nahmen u.a. in England an Sitzungen des Parlamentes teil und pflegten diplomatische Beziehungen zu Sarazenen.

Bisher ist für mich noch völlig unklar, was für ein wichtiger “Schatz” damals in Jerusalem gefunden wurde. Einerseits kann es sich natürlich auch um den Heiligen Gral gehandelt haben, doch der sollte ja bereits nach dem Tode Jesus nach Südfrankreich gebracht worden sein. Später schien der Gral in den Besitz der religiösen Gemeinschaft der Katharer gelangt zu sein, welche immer wieder im Zusammenhang mit der Gralsfamilie und einem geheimnisvollen Schatz erwähnt werden. Nachdem die Katharer 1244 mit der Erstürmung ihrer Burg am Berg Montsegur vernichtend geschlagen worden sind, ging dieses Geheimnis im Übrigen an den Templer-Orden über.

Die Templer förderten die Wirtschaft und die Wissenschaften, nahmen im Geldverkehr Funktionen der heutigen Banken an. Dem König Philipp IV. von Frankreich wurden sie zu mächtig und er zerschlug den Orden am Freitag, den 13.10.1307, in dem er alle Tempelmeister verhaftete. Hintergrund war wohl auch die Absicht, an den schon erwähnten geheimen Schatz heranzukommen, doch dies gelang König Philipp scheinbar nicht.

Ein Jahr vorher wurde, ebenfalls durch Mitwirkung der “Prieurè de Sion”, der hermetische Freimaurer-Orden gegründet, der die geheime Aufgabe des bald verbotenen Templerordens weiterführen sollte. Auch die Gründung des esoterischen Rosenkreuzer-Ordens steht im Zusammenhang mit dem “Prieurè de Sion”. Zudem scheint dieser Orden auch hinter der “Compagnie du Saint-Sacrement” (Gesellschaft vom Heiligen Abendmahl) zu stehen, welcher um 1627 oder 1629 entstand. Nach außen hin wirkte er sehr katholisch und sollte offiziell gegen die Häresie angehen. Häresie ist die Leugnung der Gottessohnschaft Jesu, wofür auch die Freimaurer verdächtigt wurden. Allerdings waren diese “offiziellen Ziele” nur eine gute Tarnung um im Verborgenen ihre eigentlichen Ziele zu verfolgen, die darin bestanden, in Frankreich wieder die alte Herrschaft der merowingischen Blutslinie an die Macht zu bringen.

Weiterhin soll aus dem Geheimorden der “Prieurè de Sion” um 1873 der Geheimbund “Hièron du Val d’Or” hervorgegangen sein. Deren Ziele lagen in der Errichtung eines neuen “Heiligen Römischen Reiches” mit einem okkulten europäischen König aus dem Hause Habsburg / Lothringen, in welchem sich weltliche und religiöse Macht wieder vereinen sollten. Das Recht auf diese Herrschaft, ließ sich – wie schon erwähnt – aus den beiden sich vereinigten Blutslinien der Merowinger und Maria Magdalena ableiten. Unser sagenhafter geheimer Orden soll auch die sogenannten “Protokolle der Weisen von Zion” erstellt haben. Dieser Text tauchte erstmalig 1884 in französischer Sprache auf und beschreibt inhaltlich die Errichtung einer Eine-Welt-Herrschaft.

Die Liste der Großmeister des “Prieurè de Sion” reicht bis 1918 und trägt u.a. folgende Namen: Johann von Gisors, Wilhelm von Gisors, Nicolas Flamel, Renè von Anjou, Leonardo da Vinci, Karl III., Robert Fludd, Robert Boyle, Isaac Newton, Charls Radclyffe, Karl Alexander Emanuel von Lothringen, Charles Nodier, Victor Hugo, Claude Debussy und ab 1918 bis 1963 Jean Cocteau. Seit 1981 soll der führende Großmeister Pierre Plantard de Saint-Clair sein, von dem am Anfang dieses Abschnitts bereits die Rede gewesen ist.

Intern wurden die Großmeister des Ordens mit dem Namen Johannes und einer fortlaufenden Nummer bezeichnet. So nannte sich der erste Großmeister “Johannes I” und Jean Cocteau wurde zu “Johannes XXIII”. Genauso nannte sich aber auch der 1958 zum Papst gewählte Kardinal Angelo Giuseppe Roncalli, angeblich ein Mitglied der Rosenkreuzer. Das ungewöhnliche daran war, dass die Rosenkreuzer seit Ihres Bestehens von der Kirche aufs Erbitterste bekämpft wurden. Johannes XXIII. ging aber mit dem II. Vatikanischen Konzil theologisch ganz neue Wege und erlaubte sogar, dass Katholiken ab sofort Mitglied eines Freimaurer-Bundes sein dürften. Hier scheint es also in der Neuzeit geheime Verbindungen zwischen dem Vatikan und dem “Prieure de Sion” zu geben.

Resümee

Mit diesem Text habe ich versucht, das Thema aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln darzustellen. Einerseits ist da die mythologische Bedeutung des Heiligen Gral, andererseits gibt es Erzählungen von Gralsrittern und einer Gralsfamilie, die im Zusammenhang stehen mit einer königlichen Blutslinie, welche wir über Maria Magdalena und Jesus bis zu den ersten jüdischen Königen zurückverfolgen könnten. Von hier stammt sicherlich auch der Ausdruck des “Blauen Bluts”, den wir für Mitglieder unserer europäischen Adelshäuser verwenden. Blau ist seit jeher die königliche, aber auch gleichzeitig die göttliche Farbe. Jesus ist auf den mittelalterlichen Gemälden meist mit einem blauen Obergewand gemalt worden.

Die Farbe Blau ist in seiner göttlichen Symbolik natürlich abgeleitet von unserem Himmel, der bei Sonnenschein in einem wunderbaren Blau erstrahlt. Haben die Königshäuser diese Farbe gewählt, um sich so Gott näher zu fühlen? Meiner Ansicht nach geht diese Symbolik zurück in eine Zeit, wo weltliche und religiöse Herrschaft noch nicht voneinander getrennt waren. Dabei gab es diese Priesterkönige nicht nur in Israel, sondern auch im alten Ägypten und in vielen anderen Traditionen. Bis heute ist der Tenno, der japanische Kaiser, auch gleichzeitig oberster Priester seines Landes.

Wenn wir also von den Nachkommen Jesus und Maria Magdalena sprechen, dann geht es nicht nur um eine spirituelle oder religiöse Führung, sondern immer bezieht es sich auch auf eine weltliche Herrschaft. Und da scheint seit über 1000 Jahren ein Kampf zwischen der Römischen Kirche einerseits und den Bewahrern der Blutslinie Jesus andererseits stattzufinden. Doch handelt es sich hier, zugegeben, im Wesentlichen um Spekulationen, denn richtige Beweise gibt es bis heute (ich schreibe dies im Juni 2006) nicht. Vielleicht verhilft das bereits ca. 50 Millionen mal verkaufte Buch “The Da Vinci Code” (in der deutschen Ausgabe “Sakrileg”) zusammen mit dem Kinofilm diese Wahrheit nun immer mehr ans Tageslicht zu bringen. Mein Gefühl sagt mir, dass die Zeit hierfür jetzt reif ist.

Betrachten wir den Gral in diesem Zusammenhang, so erscheint er uns als ein Geheimnis, welches zwei Jahrtausende überdauern musste, bis es in der heutigen Zeit mehr und mehr an die Öffentlichkeit gebracht wird. Die in diesem Text angesprochenen Orden oder Geheim-Organisationen haben damit ihre Aufgabe erfüllt, die Wahrheit zu hüten, bzw. die heilige Adelslinie zu beschützen.

Für mich verbindet der Heilige Gral sehr unterschiedliche Deutungsebenen miteinander. Eine davon ist die heilige Blutslinie Christi, eine andere liegt auf jeden Fall in seiner mystischen Symbolik, verwandt mit dem Stein der Weisen oder auch der jüdischen Bundeslade. Dies sind alles “Gegenstände”, welche den Menschen helfen sollten, wieder in Verbindung zu Gott zu finden, ewiges Leben und Gesundheit zu erlangen. All das, wonach wir uns über die vielen Jahrtausende der westlichen Menschheitsgeschichte so sehr gesehnt haben. So steht er in diesem Zusammenhang für unsere Rückkehr ins Paradies oder für den Weg zurück in die Einheit mit Gott.

Doch war und ist dies immer ein innerer Weg gewesen, bei dem also niemals irgendwelche äußeren oder weltlichen Gegenstände ausschlaggebend sein konnten. Somit werden wir den Stein der Weise oder auch den Heiligen Gral niemals außerhalb von uns entdecken können, sondern sie stehen nur stellvertretend für unsere eigene göttlichen Essenz oder den Gottesfunkens in unserem Herzen. Die Suche nach dem Heiligen Gral ist deshalb immer die Suche nach uns selbst, nach unserer Göttlichkeit oder unserer wahren Bestimmung. Auf diese Weise finden wir wieder zurück zu den beiden sagenhaften Gralsgeschichte von Chrétien de Troyes und Wolfram von Eschenbach, mit denen wir begannen.

Wie bereits erwähnt, erzählen sie von einem jungen und unerfahrenen Ritter, der seinen Erfahrungsweg geht und viele Prüfungen zu bestehen hat. Der Held wird hier in den Qualitäten eines Narren beschrieben, als ein Mensch mit einer gewissen naiven oder unschuldigen Einstellung zum Leben. Dies erinnert mich an die Karten der großen Arkana im Tarot. Das sind 22 Karten, die in ihrer Abfolge unseren inneren Reifeweg beschreiben und sich in verkürzter Form so darstellen: Die Arkana beginnt mit der Karte 0, dem Narren, der für das offene und unverfälschte Herangehen an etwas Neues steht, für einen Neuanfang. Dann geht es weiter über den Magier, der im Sinne unserer Gralserzählung das Ziel unseres Weges beschreibt, sich selbst und sein Leben zu beherrschen.

Auf unserem Erfahrungsweg begegnen wir unterschiedlichen Lehrern (Der Hohepriester), welche uns vollkommen andere Sichtweisen über unsere Wirklichkeit aufzeigen (Der Gehängte). Durch tiefe Wandlungsprozesse (Der Tod), über den Zusammenbruch unseres bisherigen Weltbildes (Der Turm) bis hin zum vollkommenen Annehmen unserer Selbstverantwortung (Jüngstes Gericht bzw. das Aeon), endet dieser Zyklus in der Karte Nr. 21 in dem Finden unserer Meisterschaft (Die Welt, bzw. das Universum). Und da steckt für mich auch die ursprüngliche Bedeutung im Ritter sein, zu einem loyalen und integren Menschen zu reifen und sodann einer höheren Macht wie Gott oder dem Licht dienend, für Gerechtigkeit, Wahrheit und Menschlichkeit einzustehen.

Aber der Heilige Gral kann uns in Form eines Symbols auch noch etwas anderes vermitteln: Dabei geht es weniger um das Gefäß, sondern mehr um dessen Inhalt. Steht der Kelch nun stellvertretend für unseren Körper, so symbolisiert dieser unsere Seele, die bekanntlich unsterblich ist, also ewig lebt. Und damit besitzt sie genau jene Eigenschaften, welche die Menschen erlangen sollen, die von dem Heiligen Gral trinken. So vermag er uns zu lehren, die bisherige Sichtweise über uns selber zu erweitern, uns nicht nur als Menschen mit einem vergänglichen physischen Körper, sondern als unendliche göttliche Wesen zu betrachten. Dann überwinden wir den irdischen Tod und verwirklichen die sicherlich wesentlichste Botschaft Jesu über die “Auferstehung in das ewige Leben”.

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